Happy Birthday, UNO-City! Das übersehene Jubiläum

Blick auf die UNO-City in der Wiener Donaustadt.
Blick auf die UNO-City in der Wiener Donaustadt. Die Presse/Clemens Fabry
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Die innenpolitischen Ereignisse der vergangenen Tage haben die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der UNO-City in Wien völlig verdrängt. Was ziemlich schade ist.

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Das Ibiza-Skandalvideo brachte Österreich wieder einmal international in die Schlagzeilen. Und zwar mit Themen, für die Österreich im Ausland mittlerweile „bekannt" ist: Es geht nicht nur um mögliche Korruption, das Sinnieren über illegale Parteispenden und Medienübernahmen. Nein, es geht auch um die Anfälligkeit Österreichs Russland im eigenen Land Einfluss zu gewähren. Und in all das ist eine rechtspopulistische Partei verwickelt, die noch dazu ihre Ursprünge teilweise im Nationalsozialismus hat. Typisch Österreich, so der Tenor in vielen internationalen Medien. Man war ja auch schon in den Monaten zuvor ständig medial präsent mit „Einzelfällen“ wie der Liederbuch-Affäre, dem Rattengedicht, fragwürdigen Hochzeitsgästen, und der Ablehnung des UNO-Migrationspakts.

Dabei gäbe es über Österreich international tatsächlich auch viel Positives zu berichten. Von den medialen Ereignissen der vergangenen 14 Tage völlig überschattet, fand etwa am Montag eine lang geplante, festliche Zeremonie im 22. Bezirk an der Donau statt. In Anwesenheit des UNO-Generalsekretärs Antonio Guterres wurde das 40-jährigen Bestehen der UNO-City in Wien gefeiert.

Die charakteristischen Bürotürme der UNO-City wurden zwischen 1972 und 1979 vom österreichischen Architekten Johann Staber gebaut. Bruno Kreisky ernannte ihn kurzerhand zum Gewinner eines internationalen Architektenwettbewerbs, und überging die Entscheidung der Auswahlkommission, die eigentlich den argentinischen Stararchitekten César Pelli zum Gewinner ernennen wollte.

Die UNO-City in Wien ist das einzige UNO-Hauptquartier in der Europäischen Union. Die anderen Hauptsitze befinden sich in New York, Genf und Nairobi. Heute beherbergen die Vereinten Nationen in Wien insgesamt 16 Unterorganisationen, allen voran die Atomenergiebehörde, das Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, und die Organisation für industrielle Entwicklung.

Von ursprünglich 3000 Mitarbeitern im Jahr 1979 ist die UNO-City auf rund 5000 Mitarbeiter angewachsen, die aus insgesamt 125 Ländern stammen. Die UNO-Organisationen in Wien kümmern sich um die großen Themen unserer Zeit: Cyber-Sicherheit, Drogenkontrolle, Kampf gegen den Menschenhandel, Korruptionsbekämpfung, nukleare Sicherheit, industrielle Entwicklung, und Abrüstungsfragen. Angesichts dieser weltweit relevanten Inhalte, würde man meinen, dass die Arbeit der UNO in Wien internationale Aufmerksamkeit bekommen sollte.

Mediale Unsichtbarkeit

Die Wahrheit ist jedoch, dass die UNO-City im medialen und politischen Diskurs sowohl in Österreich als auch im Ausland faktisch unsichtbar ist. Das liegt zum einen daran, dass über die Themen in österreichischen und internationalen Medien wenig berichtet wird. Zum anderen könnte auch einiges bei der Öffentlichkeitsarbeit der UNO besser laufen.

Die Vereinten Nationen nehmen das 40-Jahr-Jubiläum nun zum Anlass die UNO in ganz Österreich bekannter zu machen. Es wird ein Open-House im September geben, und UNO-Mitarbeiter touren bereits seit einigen Wochen durch Österreich, um den Menschen die Arbeit näherzubringen. Im Sommer wird es zudem ein Ferienspiel für Kinder in der UNO-City geben.

All das wird jedoch nicht ausreichen, um langfristig die Sichtbarkeit zu verbessern und eine breitere Öffentlichkeit über die Erfolge und auch Mängel der UNO zu informieren. Immerhin wird die UNO durch Steuergelder finanziert und die Öffentlichkeit hat daher ein Recht mehr Informationen zu bekommen.

Gastgeberland gefordert

Wenn es um die Verbesserung der öffentlichen Präsenz der UNO geht, spielt auch Österreich als Gastgeberland eine wichtige Rolle. Die Zusammenarbeit ist im Amtssitzabkommen zwischen den Vereinten Nationen und der Republik geregelt. Dort findet sich sowohl die symbolische Miete von einem österreichischen Schilling pro Jahr, als auch andere Punkte wie etwa die Kostenaufteilung bei Reparaturen und baulichen Maßnahmen.

Besonders bei größeren Reparaturen oder Ergänzungen ist nicht nur die UNO selbst, sondern auch die Republik finanziell gefordert. In diesem Bereich gibt es einiges zu tun, wie etwa den Bau eines multimedialen Pressekonferenzraums, der nun endlich in Planung ist, oder auch die Schaffung eines Besucherzentrums, vergleichbar etwa mit jenem in Genf.

Denn ansonsten droht der UNO-Hauptsitz in Wien irgendwann international zurückzufallen. Andere Städte wie Bonn oder Kopenhagen beherbergen bereits ebenfalls hochmoderne UNO-Büros die jährlich mit beachtlicher Unterstützung der jeweiligen Städte anwachsen.

Verbesserte Ansiedelung von NGOs

Durch die Ansiedelung von NGOs und Think Tanks, die inhaltlich die Arbeit der UNO unterstützen, kann die Sichtbarkeit der UNO in Wien ebenfalls verbessert werden. Besonders aktiv ist hier die Anti-Korruptionsakademie in Laxenburg, die die Arbeit des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung wesentlich ergänzt. Wie man seit Ende 2018 weiß, steht die Akademie jedoch vor dem finanziellen Ruin. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf. Zum Vergleich: In Genf genießen rund 250 NGOs Konsultativstatus bei der UNO und der Kanton unterstützt die NGOs aktiv dabei kostengünstige Büroräumlichkeiten zu finden. In Wien gibt es nur 163 derartige Organisationen.

Hier bemüht sich Österreich allerdings als Gastgeberland seit einigen Jahren mit einem neuen Gesetz die Ansiedelung für NGOs in Wien attraktiver zu gestalten.

Seit 2016 gibt es die sogenannten Quasi-Internationale Organisation. Um diesen Status zu erlagen, muss unter anderem die Gemeinnützigkeit der Organisation erwiesen sein, und deren Tätigkeit in einem engen Zusammenhang mit der UNO oder einer der anderen internationalen Organisationen (wie etwa der OSZE) stehen. Den NGOs kommen dann abgabenrechtliche Privilegien zu.

Brückenbauer?

„Wir waren und sind der Überzeugung, dass Wien und Österreich aus seiner Geschichte und aus seiner Gegenwart heraus, unterstrichen durch seine besondere Lage und Neutralität, eine Stätte internationaler Begegnung sein kann,“ sagte der damalige Vize-Kanzler Hannes Androsch im August 1979 bei der feierlichen Eröffnung der UNO-City. Sehr ähnliche Worte hört man auch heute noch von österreichischen Politiker aller Parteien. Hier herrscht überparteilicher Konsens. So etwa Außenministerin Karin Kneissl bei den Feierlichkeiten anlässlich 40 Jahre UNO-City am Montag: „Der Staatsmann Bruno Kreisky hat damals die Entscheidung getroffen, die in Wien verstreuten UNO-Organisationen hier auf diesem Gelände zu vereinen. (...) Damals und heute ist die UNO-City Symbol für die Fortsetzung dessen, worum es in der österreichischen Außenpolitik immer ging: darum, Brücken zu schlagen, Ost und West, Nord und Süd zusammenzubringen,“ so Kneissl.

Es sollten genau diese Themen sein, mit denen Österreich und die UNO-City im In- und Ausland bekannt sind, und nicht Skandalvideos oder Rattengedichte.

Die Autorin

Stephanie Liechtenstein (*1976) ist freie Journalistin in Wien sowie Online-Chefredakteurin des „Security and Human Rights Monitor“ (www.shrmonitor.org), einer Fachzeitschrift, die sich mit Arbeit und Prinzipien der OSZE beschäftigt. Von 2002 bis 2008 arbeitete sie für die OSZE in Wien, unter anderem im Kabinett des Generalsekretärs.

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