Stilkritik Brigitte Bierlein: Mit Jabot ins Kanzleramt

Die weiße Bluse mit Volantkragen, die Bierlein bei ihrem Auftritt an der Seite des Bundespräsidenten in der Hofburg trägt, hat sie fraglos mit Bedacht gewählt.
Die weiße Bluse mit Volantkragen, die Bierlein bei ihrem Auftritt an der Seite des Bundespräsidenten in der Hofburg trägt, hat sie fraglos mit Bedacht gewählt.(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Die erste Bundeskanzlerin der Republik stellt sich in einer weißen Bluse mit Volantkragen der Öffentlichkeit: Wie dieser Auftritt sich modisch deuten lässt.

Es liegt in der Natur der Sache eines ungleich größeren Formenreichtums der Damenmode verglichen mit jener für Herren, dass das Interesse für die Kleiderwahl von Politikerinnen zwangsläufig größer ausfällt als jenes, mit dem Männer in vergleichbaren Funktionen beäugt werden. Um Sexismus geht es dabei nicht, und vereinzelt fallen ja auch männliche Amtsträger mit ihrer Kleiderwahl auf.

Joschka Fischer mit weißen Turnschuhen bei seiner Vereidigung als erster grüner Minister, ein unbeschuhter Kanzleramtsminister mit türkisen Socken im Parlament, die Panzerknackerkrawatte eines Finanzministers, ein perfekt oder eben doch gar nicht sitzender Anzug mit Slim-Fit-Passform, eine fragwürdig auftoupierte Windstoßfrisur: Es gibt die Anlässe, bei denen auch Männer in der Politik in einer Stilkritik besprechenswert sind. 

Vestimentär untermauerte Botschaften

Da sie aus einem ungemein größeren Repertoire schöpfen können, gilt ihren Berufskolleginnen aber zumeist größeres Interesse: Bunte Hosenanzüge, die zum Markenzeichen werden, Kitten-Heel-Schuhe mit Leopardenprint, oder eben der völlige Verzicht auf alles Modische– das ist jeweils bemerkenswert, und jeweils lässt sich rätseln, ob die Trägerin eine subtil vestimentär untermauerte Botschaft verbreiten möchte. 

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