Diesmal brachte ein „Handelsblatt“-Bericht die Aktie ins Wanken.
Wien. Schon wieder ist etwas passiert, das die Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard zweistellig abstürzen ließ. Das „Handelsblatt“ hat am Freitag berichtet, dass Wirecard als Zahlungsabwickler für betrügerische Trading-Seiten gedient haben soll. Wirecard soll demnach oft in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaften vorkommen. Auch zivilrechtliche Klagen seien nicht ausgeschlossen. Bis jetzt ist allerdings nicht geklärt, inwieweit die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen und ob Wirecard irgendwelche Pflichten verletzt hat.
Eine Bande mutmaßlicher Anlagebetrüger in Wien und Sofia soll einen Teil ihres Zahlungsverkehrs über die Wirecard Bank abgewickelt haben. Österreichs Innenministerium taxiert die Beute der Kriminellen auf jährlich mindestens 100 Millionen Euro. Ein beträchtlicher Teil der Ermittlungen liegt bei der Staatsanwaltschaft in Wien, die gegen Wirecard aber nicht ermittelt, sondern nur Unterlagen angefordert hat.
„Kunde frühzeitig gekündigt“
„Aufgrund unseres Risikomanagements wurde der Kunde frühzeitig aktiv gekündigt“, erklärte eine Wirecard-Sprecherin. „Es gibt auch keine uns bekannten Vorgehen gegen Wirecard in dem Zusammenhang.“ Die Wirecard Bank unterziehe jeden Kunden einer fundierten Prüfung nach den Vorschriften des Geldwäschegesetzes.
Die Wirecard-Aktie hatte sich gerade von den schweren Kursabstürzen zu Jahresbeginn erholt. Damals hatte die „Financial Times“ wiederholt über finanzielle Unregelmäßigkeiten von Wirecard-Mitarbeitern in Singapur berichtet. Wirecard dementierte, hatte allerdings selbst eine Anwaltskanzlei in der Causa beauftragt, die zu dem Schluss kam, dass es vereinzelte Falschbuchungen gegeben hatte, aber weniger gravierend als von der Zeitung ursprünglich berichtet. Die Aktie war damals auf unter 90 Euro gefallen.
Im September 2018, kurz bevor das Unternehmen in den Frankfurter Leitindex DAX einzog und die Commerzbank aus diesem verdrängte, kostete eine Wirecard-Aktie fast 200 Euro. Am Freitagnachmittag wurde das Papier um 138 Euro gehandelt. (b. l./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2019)