Hausgeschichte

Schärding: Vom Ritterhaus zum Familiensitz

Blick auf eine der Wohnterrassen.
Blick auf eine der Wohnterrassen.Armstark
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Vom Antiquitätenladen zum Generationenwohnen: Richard Armstark renovierte in der Schärdinger Altstadt zwei alte Häuser – mit einem gemeinsamen Garten.

Als Richard Armstark anno 1983 ein Haus aus dem 16. Jahrhundert am Unteren Stadtplatz erwarb, war das Ziel klar: Ein Antiquitätengeschäft sollte hier einziehen. „Das Gebäude war in denkbar schlechtem Zustand“, erzählt der gelernte Maschinenbauer, der damals von Stuttgart in seine Heimatstadt zurückgekehrt war.

Ritterliche Ursprünge

Erbaut 1550, wurde das Haus ursprünglich von einem Mitglied des „Ritterordens des Heiligen Grabes zu Jerusalem“ bewohnt. Um 1830 wurde es zu einer Fleischhauerei, dazu baute man im hinteren Teil einen Schlachthof und einen Schweinestall. Und dann passierte sehr lange Zeit so gut wie nichts. „Es wurde nie wirklich modernisiert, nie richtig investiert. Der Schlachthof und der Schweinestall waren beim Kauf noch im Urzustand“, erzählt der Hausherr.

Aus der Idee mit dem Antiquitätengeschäft entwickelte sich recht bald der Wunsch, das Haus selbst zu bewohnen. Im ersten Stock war eine Wohnung vorhanden, im zweiten Stock gab es zwei, aber „ohne Bad, in beklagenswertem Zustand“. Also packte Armstark selbst an. „Wir haben alles ohne Architekten gemacht, die Umbaupläne habe ich gezeichnet, zusammengearbeitet haben wir mit einem Baumeister“, erinnert er sich. In Schärding gab es zu dieser Zeit noch keinen Denkmalschutz, wie heute, dennoch legte man vonseiten der Stadt Wert darauf, dass die Fassade erhalten blieb.

Armstark

Im Inneren räumte man ordentlich, aber behutsam auf: Armstark war es wichtig, die späteren Umbauten zu entfernen, um so weit wie möglich den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. „Wir haben etwa ein langes Kappengewölbe entdeckt, in das irgendwann Mauern eingezogen wurden. Wir haben sie entfernt, sodass das Gewölbe jetzt wieder im Originalzustand ist“, erklärt der Antiquitätenhändler. Abgerungen hat man der Stadt die Möglichkeit, im ehemaligen Schlachthaus und im Schweinestall, die Armstark zu einer Wohnung für die Familie mit drei Kindern umbauen wollte, statt der Fensterschlitze normal große Fenster einzubauen. „Und wir haben einen mittelalterlichen Kanal entdeckt, der durch das ganze Haus geführt hat, den wir stillgelegt haben, da er einsturzgefährdet war. Was nach 500 Jahren ja nicht wirklich verwunderlich ist“, erzählt er.

Kachelöfen und Lärchenholz

Schlussendlich waren die Arbeiten nach rund zwei Jahren beendet – und eigentlich hätte man sich ruhig zurücklehnen können, hätte es da nicht das Nachbarhaus gegeben: Ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, nur sehr viel größer.

„Dieses Gebäude war für uns schon lang ein Objekt der Begierde, da mir vorgeschwebt ist, Wohnungen für die Kinder – und eventuell deren Kinder – zu schaffen und mit ihnen Tür an Tür zu wohnen“, umreißt der Hausherr seine Wunschvorstellungen. 2006 war es dann so weit: Das Haus stand zum Verkauf, und die Familie schlug zu. „Dieses Gebäude entstand um 1870 aus drei kleinen Häusern, ist rund 30 Meter lang und 28 Meter tief“, erläutert Armstark.

Also groß genug, um nicht nur zwei Geschäfte im Erdgeschoß unterzubringen, sondern auch, um großzügigen Wohnraum zu schaffen. Überdies verfügt das Haus über einen Innenhof, der als Spielwiese für die Kinder, zum Grillen und Chillen verwendet wird. Wichtig war Armstark, das großzügige Stiegenhaus zu erhalten – obwohl ein Teil den Wohnungen zugeschlagen wurde. Insgesamt entstanden sechs Wohnungen von 50 bis 100 m2.

Armstark

„Meine Kinder haben in Wien studiert und hatten keinesfalls die Absicht, nach Schärding zurückzukommen. Als wir allerdings das Haus fertig renoviert hatten, waren zwei davon so begeistert, dass sie eingezogen sind. Mein Sohn hat sich als Innenarchitekt auch ein Loftbüro eingerichtet“, so der stolze Vater. Im ersten und im zweiten Stock entstanden die südseitig gelegenen Wohnungen für die Kinder mit rund 100 m2, mit großen Wohnzimmern, alten Kachelöfen und durchgehenden großen Holzterrassen als zusätzlichem Wohnraum. Um den historischen Baustil der Schärdinger Hinterhöfe aufzunehmen, wurden diese aus Lärchenholz errichtet. „Wenn ich etwas baue, soll es so ausschauen, als wäre es schon immer so gewesen.“

ZUM ORT, ZUR PERSON

Die oberösterreichische Kleinstadt Schärding ist für ihre zahlreichen barocken Bürgerhäuser und historischen Plätze berühmt. Die renovierten Häuser stammen ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert und wurden mehrmals umgestaltet. Gebrauchte Eigentumswohnungen kosten in der Bezirkshauptstadt 1110 bis 2601,7 Euro/m2, gebrauchte 723 bis 1513 Euro/m2. Richard Armstark führt in Schärding ein Antiquitätengeschäft samt Restaurierungswerkstatt.

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