EU-Wahlkrimi in Irland: Neuauszählung könnte Wochen dauern

Ungebrauchte Wahlzettel in Dublin.
Ungebrauchte Wahlzettel in Dublin.imago images / ZUMA Press
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Weil zwei Kandidatinnen nur 327 Stimmen auseinander sind, müssen 750.000 Stimmzettel neu ausgezählt werden. Das dauert - auch wegen des komplizierten Systems.

Irland stellt nur elf Abgeordnete im Europaparlament, hat aber diesmal große Mühe, sie zu bestimmen. Weil im südlichen Wahlkreis zwei Kandidatinnen nur 327 Stimmen auseinander liegen, ist nämlich eine komplette Neuauszählung aller 750.000 Stimmen angeordnet worden, berichten irische Medien am Freitag. Die Neuauszählung soll am Dienstag beginnen und bis zu 28 Tage dauern.

Es dürfte sich "um die längste Neuauszählung aller Zeiten" in Irland handeln, meint die Wahlrechtsexpertin Jennifer Kavanagh. Dabei hat Irland ohnehin eines der kompliziertesten Wahlsysteme der Welt, da die Wähler nicht nur eine Stimme abgeben, sondern die kandidierenden Bewerber reihen. In mehreren Auszählungsrunden werden nach und nach die Kandidaten mit der geringsten Stimmenanzahl ausgeschieden, damit die Zweitpräferenzen auf diesen Stimmzetteln anderen Kandidaten zugeschlagen werden können.

Gezählt wird solange, bis alle Mandate besetzt sind. Im südlichen Wahlkreis Irlands sind fünf Mandate zu vergeben, wobei eines davon erst nach dem Brexit Irland zufällt. Nach 18 Auszählungsrunden stehen aber erst zwei Mandatare fest. Sean Kelly von der konservativen Regierungspartei Fine Gael (FG) und Billy Kelleher von der liberalen Oppositionspartei Fianna Fail (FF) haben jeweils mehr als ein Fünftel der Stimmen auf sich vereinen können. Das dritte Mandat dürfte dem unabhängigen Kandidaten Mick Wallace nicht mehr zu nehmen sein.

Hauchdünner Vorsprung

Um die zwei weiteren Sitze kämpfen die FG-Politikerin Deirdre Clune, die Grüne Grace O'Sullivan und die derzeitige EU-Mandatarin Liadh Ni Riada von der linksnationalistischen Sinn Fein. Weil O'Sullivan mit 98.706 Stimmen nur hauchdünn vor Ni Riada mit 98.379 liegt, ist nun eine Neuauszählung angeordnet worden.

Am landesweiten Sieg der FG von Ministerpräsident Leo Varadkar wird der "Recount" freilich nichts mehr ändern. Die Regierungspartei hat nämlich vier der zehn bereits vergebenen Mandate in der Tasche, womit sie ihr Ergebnis aus dem Jahr 2014 wiederholen konnte. Drei Mandate gehen an Unabhängige, zwei an FF, eines an SF und eines an die Grünen, die bei der Europawahl einen Sensationserfolg verbuchen konnten. Ihr neuer Europaabgeordneter Ciaran Cuffe setzte sich in der Hauptstadt Dublin sogar an die Spitze des Bewerberfeldes, vor die favorisierte frühere Vizeministerpräsidentin Frances Fitzgerald (FG).

(APA)

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