Von der Rosa Lila Villa bis zu den Umkleiden im Schönbrunner Bad: Wie die Bundeshauptstadt zu einer „Rainbow-City" wurde – und was der Protest im Zeichen der bunten Flagge heute noch bringen soll.
Wenn ein Paar am Freitagabend händchenhaltend über die Mariahilfer Straße spaziert – dann, sagt Katharina Kacerovsky, sei das oft kein entspannter, schöner Moment. „Man wird angesprochen, angeschaut, bekommt vielleicht ein Schimpfwort nachgerufen“ –, wenn die verschränkten Hände zwei Frauen gehören.
50 Jahre ist es her, dass in New York mit den Aufständen rund um das Stonewall-Inn die Schwulen- und Lesbenbewegung und die Pride-Paraden geboren wurden. Wenn nun in Wien in den kommenden zwei Wochen mit mehr als 50 Veranstaltungen und einer Million Besuchern die Euro Pride über die Bühne geht, dann braucht man Kacerovsky die „Braucht es das noch?“-Frage nicht zu stellen: Sie hat die Veranstaltung selbst organisiert.
Wenige Tage vor Beginn sitzt sie bei einer Kanne Tee im Motto am Fluss.
Auch ein halbes Jahrhundert nach Stonewall sei es „immer noch mit viel zu viel Stigma behaftet“, einer Minderheit anzugehören, sagt sie. Ein Stigma, das nicht nur die Gruppe selbst betrifft. „Es outen sich ja auch die Familienangehörigen. Die Kolleginnen, die Oma. Es kommen alle in die Situation, eventuell Stellung beziehen zu müssen.“
Dabei ist Wien auch im internationalen Vergleich eine liberale Stadt, was die Rechte von Schwulen betrifft. Wobei: Längst versammeln sich unter der wehenden Regenbogenfahne nicht nur Lesben und Schwule. Das mit den Jahren immer länger gewordene Akronym LGBTIQ steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und queere Menschen. Wer mit Vertretern der Community spricht, merkt, wie bedacht man ist, keine Gruppe unter den Tisch fallen zu lassen – auch im Bewusstsein, dass das bei all den Begrifflichkeiten schwierig ist.
Fahne am Rathaus. Die Regenbogenfahne dürfte in Wien demnächst jedenfalls allgegenwärtig sein, am Rathaus soll sie ebenso wehen wie auf Straßenbahnen oder vor Bädern, dazu gibt es einen eigenen Slogan: „Egal, wen du liebst – Wien liebt dich.“