Psychische Gesundheit

"Geflüchtete fühlen sich stark instrumentalisiert"

Die Presse/Stanislav Kogiku
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Eine österreichische Studie zeigt, dass besonders junge Männer aus Afghanistan stark gesundheitlich und psychisch belastet sind. Forscherin Judith Kohlenberger spricht über Auswirkungen – und Lösungen.

Ali Hosseini wusste noch nicht, ob er in Österreich leben darf, als er sich selbst tötete. In Ihrer Studie geht es vor allem um Asylwerber, die bleiben dürfen. Können die Ergebnisse auf Alis Fall umgelegt werden?

Judith Kohlenberger: Ich finde: ja. Es gibt Studien aus Deutschland, die gezeigt haben, dass das Klima der Unsicherheit selbst für jene Geflüchteten existiert, die eigentlich einen sicheren Aufenthaltsstatus haben, die eine gewisse Perspektive im Land haben. Dieses Klima entsteht etwa durch die vielen Berichte über Abschiebungen – oder die „Rückreisezentren“. Diese Unsicherheit schwappt dann über. Bei unserer Erhebung kam immer wieder die Aussage: „Ich mache mir Sorgen, dass ich nicht im Land bleiben darf“ – und das bei Leuten, die schon seit zwei Jahren einen positiven Asylbescheid haben.

Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen, oder?

Nein, aber es zeigt, dass in der Gruppe der Betroffenen nicht unterschieden wird – man hat immer dieses Damoklesschwert, das über einem schwebt, selbst wenn man es schwarz auf weiß hat, dass man bleiben darf, dass einem nichts passieren kann. Die Betroffenen fühlen sich aber nicht sicher. Das ist schon auffällig. Das sind größere, politische, gesellschaftliche Entscheidungen, die die individuelle Lebenssituation beeinflussen.

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