Die mutmaßliche Polizeigewalt bei der Räumung einer Blockade durch Klimaaktivisten am Freitag in Wien zieht immer weitere Kreise.
Wien. Statistisch steht die Chance schlecht, dass der Polizist, der einen Passanten geschlagen hat, vor einem Gericht landet. Noch schlechter, dass er verurteilt wird. Von 2012 bis 2015 wurde in Wien kein Polizist wegen Gewalt verurteilt.
Sieben Fälle sind überhaupt vor Gericht gelandet – von 1285 behaupteten. Der Polizist, dessen Amtshandlung auf einem Video dokumentiert ist, wurde am Montag in den Innendienst versetzt. Dies gelte bis zur lückenlosen Aufklärung des Vorfalls, wie der Polizeipräsident Wiens, Gerhard Pürstl, erklärte.
Die Einvernahmen der Zeugen des Vorfalls, des Opfers sowie der beteiligten Polizisten erfolgen durch das Referat für besondere Ermittlungen. Der Beamte selbst habe die Schläge als „Zwangsmittel“ nach dem Vorfall dokumentiert, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Zu dem Zwischenfall war es bei einer Aktion von rund 100 Klimaaktivisten gekommen, die Freitagnachmittag den Ring blockiert hatten.
„In die Nieren!“
Das Video zeigt einen Mann, den fünf Polizisten auf dem Bauch am Boden fixieren. Einer versetzt ihm Faustschläge gegen Oberkörper oder Kopf. Rufe sind zu hören: „In die Nieren! In die Nieren!“.
Der ORF veröffentlichte am Montag in der Sendung "Magazin 1" ein Video, bei dem die Festnahme eines Aktivisten zu sehen ist. Dieser lag von zwei Beamten fixiert am Boden, als der Kopf des Mannes beinahe von einem wegfahrenden Polizeiauto überrollt wurde.
Im letzten Moment konnten die Beamten den Fixierten nach oben reißen, durch die Menge geht ein Aufschrei, ist auf dem Video zu sehen. Der Aktivist war zuvor an der Seite der Sitzblockade gestanden und hatte den Einsatz der Polizei gefilmt.
(red./APA)