Was ist bloß bei Gazprom los?

Gazprom-Chef Alexej Miller lenkt den Konzern seit 18 Jahren.
Gazprom-Chef Alexej Miller lenkt den Konzern seit 18 Jahren.(c) REUTERS (SERGEI KARPUKHIN)
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Die Aktie des Gasriesen kennt kein Halten. Anleger freuen sich über weniger Investitionen und eine höhere Dividende. Und würde das Gerücht wahr, das nun kursiert, wäre die Euphorie perfekt.

Moskau/Wien. Schmeichelhaft war es nicht, was die Anleger dem Chef des russischen und weltweit größten Gaskonzerns Gazprom am Montag ausrichteten. De facto nämlich ließen sie Alexej Miller wissen, dass sie wenig von ihm halten. Das am Montag unter Händlern kursierende und über den Messengerdienst Telegram verbreitete Gerücht, Miller würde am Dienstag seinen Rücktritt erklären, reichte, um die Aktie binnen dreier Stunden um 16,99 Prozent auf 251,65 Rubel zu treiben und Gazprom zum ersten Mal nach knapp drei Jahren wieder zu Russlands teuerstem Unternehmen zu machen. Zum Teil dürfte zwar auch ein Short-Squeeze dazu beigetragen haben. Der Großteil der Gewinne war aber dem Gerücht geschuldet. Am Dienstag korrigierte die Aktie nur leicht.

Millers Bilanz

Der heute 57-jährige Miller, 2001 von seinem Vertrauten und Kreml-Chef Wladimir Putin geholt, um bei Russlands größtem Steuerzahler für Ordnung zu sorgen, ist seiner Aufgabe zwar nachgekommen, mit der Zeit aber selbst zum Symbol einer Erstarrung geworden. Den Trend zum Flüssiggas (LNG) hat er verschlafen, das Verhältnis zu Europa, zum wichtigsten Abnehmer, hat sich verschlechtert. Vor allem aber steht in der Kritik, dass das gigantische Investitionsprogramm (besonders bei Pipelines) eher den befreundeten Baufirmen nützt als Gazprom und zudem die Dividende schmälert. Im Vergleich mit dem privaten Gaskonzern Novatek, der ausschließlich auf LNG setzt und weit effizienter wirtschaftet, hat Gazprom von Jahr zu Jahr älter ausgesehen.

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