Voestalpine: Gewinneinbruch trotz Rekordumsatz

REUTERS
  • Drucken

Rücklagen für allfällige Kartellstrafen, hohe Vorlaufkosten bei einem Werk in den USA, endlose Brexit-Verhandlungen, der Handelsstreit zwischen den USA und China - all das versetzt der Voestalpine einen Dämpfer. Die Dividende wird gekürzt.

Die Voestalpine hat am Mittwoch Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 vorgelegt. Es endete mit einem Rekordumsatz von 13,56 Milliarden Euro (plus 5,1 Prozent). Was die Ergebnisseite betrifft, schaut es weniger erfreulich aus. Das Ebit brach um 33,9 Prozent auzf 779,4 Millionen Euro ein , das Ergebnis nach Steuern gab um 44,4 Prozent auf 458,6 Millionen Euro nach. Nach Minderheiten und Hybridkapitalzinsen wurden 408,5 Millionen verdient nach zuvor 775,2 Millionen Euro.  Das stark rückläufige Ergebnis spiegelt sich im Aktienkurs wider, der in den vergangenen 12 Monaten um 44 Prozent nachgegeben hat - damit hat die Voestalpine mehr eingebüßt als jedes andere Papier im Leitindex der Wiener Börse.

Was die Anleger ebenfalls verkraften müssen: Die Dividende wird diesmal nicht so üppig ausfallen wie im Rekordjahr 2017/18, sondern von 1,40 auf 1,10 Euro je Aktie gekürzt. Damit wird weniger ausgeschüttet als von Analysten erwartet worden war.

"Wir möchten unseren Aktionären als Signal der Stärke eine Dividende auf gutem Niveau überweisen", sagte Wolfgang Eder heute auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Konzernchef vor Journalisten in Wien. Die Ausschüttung für 2017/18 sei "für das beste Jahr der Unternehmensgeschichte" gewesen. "Bei der Dividende gehen wir jetzt zurück auf das Niveau des vorvergangenen Jahres - wir schließen exakt dort an, wo das Vorjahr angefangen hat", so der CEO.

Die geplante Höhe der aktuellen Auszahlung sei "ein Zeichen, dass das Management der Voestalpine an die Ertragskraft glaubt", bekräftigte der Chef der Steel Division und designierte Nachfolger Eders, Herbert Eibensteiner. Er übernimmt das Ruder bei der Voest per 3. Juli. Den Stahlbereich im Konzern wird dann Hubert Zajicek statt ihm leiten.

Die diese Woche unter Finanzmarktprofis entbrannte Diskussion um den direkten Übertritt Eders in den Aufsichtsrat des Konzerns - ohne der international bei börsennotierten Unternehmen üblichen Abkühlphase von zwei Jahren - wollte der scheidende voestalpine-Boss heute "überhaupt nicht kommentieren". Die österreichische Rechtslage gebe da ein ganz klares Bild, einen Rahmen vor. "Ich habe mich nie um eine Funktion beworben", betonte er. "Ich möchte da überhaupt nichts dazu sagen. Das ist eine Entscheidung der Hauptversammlung." Und diese habe bereits vor einem Jahr vorgeschlagen, dass er in das Kontrollgremium komme. Heuer im Juli wird der gesamte Aufsichtsrat neu aufgestellt.

Weniger Geld gibt es übrigens auch für die sechs Mitglieder des Konzernvorstandes. Ihre Gesamtbezüge wurden von um 2,1 Millionen Euro auf 13,41 Millionen Euro gekürzt. CEO Wolfgang Eder  kassierte 3,39 Millionen Euro. Inkludiert ist ein Jubiläumsgeld in Höhe von 0,3 Millionen Euro für 40-jährige Unternehmenszugehörigkeit.

voestalpine - Geschaeftsjahr 2018/19
voestalpine - Geschaeftsjahr 2018/19

Was dem Linzer Konzern im abgelaufenen Jahr  zu schaffen gemacht hat, waren nebst der Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auch eine Reihe interner Einmaleffekte. So insbesondere die Kosten der umfassenden Erneuerung des größten Hochofens im Konzern, eine Rückstellung im Zusammenhang mit einem laufenden Kartellverfahren im Bereich Grobblech sowie stark erhöhte Anlaufkosten beim größten konzerneigenen US-Automobilkomponenten-Werk am Standort Cartersville, Georgia.

Für das neue Geschäftsjahr 2019/20 arbeitet der Vorstand  intensiv daran, trotz weiter wachsender wirtschaftlicher Unwägbarkeiten eine - gemessen an 2018/19 - stabile Entwicklung des operativen Ergebnisses  zu erreichen. Als größte interne Herausforderung wird dabei die „weitere Abarbeitung der operativen Themen" in den US-Werken genannt, um die anspruchsvollen Volumensteigerungen zu begleiten. Das Werk Cartersville soll laut Plan den Umsatz innerhalb von drei Jahren bis 2020/21 von knapp 100 auf 220 Millionen Dollar mehr als verdoppeln.

(APA/red)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.