Es hat sich ausgeputzt: Startup Amabrush stellt Insolvenzantrag

(c) Amabrush
  • Drucken

Das Wiener Startup wollte das Zähneputzen revolutionieren. Doch das Produkt scheiterte. Nach einer Strafanzeige verlor das Unternehmen Investoren.

Es klang nach der perfekten Idee. Mit einem Aufsatz soll das tägliche Zahnputzritual drastisch verkürzt werden. Statt sich (mindestens) zwei Mal täglich je zwei Minuten die Zähne zu putzen, sollte das mit Amabrush in jeweils zehn Sekunden erledigt sein. Ein vollmundiges Versprechen. Gründer und CEO Marvin Musialek tingelte mit seiner Idee von einer Startup-Show zur nächsten und heimste auch in Deutschland für seine Idee Anerkennung ein. Doch die durch das Wiener Unternehmen selbst gesteigerten Erwartungen konnten nicht erfüllt werden. Verzögerungen beim Verkaufsstart, Probleme bei den Auslieferungen waren nur Holpersteine im Vergleich zu ersten Tests. An einer Strafanzeige des ehemaligen Parlamentsabgeordneten und Politikers der Liste „Jetzt" Peter Kolba und dessen privaten "Verbraucherschutzvereines" gegen Amabrush und dessen Mitarbeiter biss sich das Unternehmen schlussendlich die Zähne aus.

"Beim Verbraucherschutzverein haben sich viele Crowdfunder und Käufer gemeldet, die sich durch Amabrush geschädigt sehen," sagte VSV-Obmann Peter Kolba. "Zum einen werden Crowdfunder seit über einem Jahr vertröstet und bekommen keine Zahnbürste ausgeliefert, zum anderen beschweren sich Käufer, dass die Zahnbürste in keiner Weise dem entspricht, was beworben wurde.“

„Betrugsvorwurf an Lächerlichkeit nicht zu überbieten"

Damals reagierte man auf die Sachverhaltsdarstellung an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft noch gelassen. „Der Betrugsvorwurf ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Welchen Vorteil der Amabrush-Gründer und dessen Mitarbeiter daraus ziehen hätte sollen, dass die Produktentwicklung nicht so reibungslos vor sich geht, wie gedacht, wird wohl auch Kolba kaum erklären können", teilte Werner Beninger, dessen Agentur Amabrush in der Öffentlichkeitsarbeit vertritt, mit.

Doch der Vorwurf des „schweren Betrugs in Zusammenhang mit der Vermarktung“ reichte aus, um Investoren zu verschrecken. Diese zogen ihre Zusagen zurück. Die damit einhergehende Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens führte daher zwangsläufig zum Insolvenzantrag. Betroffen sind 22 Dienstnehmer. Aktiva von rund 500.000 Euro stehen Passiva von 4,5 Millionen Euro gegenüber. Eine Sanierung mit einer Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren wird angestrebt.

>>> Statement von Amabrush (englisch)

(bagre)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech

Zahnbürsten-Startup Amabrush wird zum Fall für Staatsanwaltschaft

Laut Verbraucherschutzverein VSV fühlen sich Kunden durch Amabrush geschädigt. Die Staatsanwaltschaft habe nun zu prüfen, ob strafrechtliches Handeln vorliegt, erklärte der VSV-Obmann.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.