Die Mythenmischerin aus New York

Wer beugt sich hier von der Wand? Maria Magdalena in Yoga-Pose? („Untitled“, 1995.)
Wer beugt sich hier von der Wand? Maria Magdalena in Yoga-Pose? („Untitled“, 1995.)Kiki Smith/Pace Gallery
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Kiki Smith ist eine Urfigur der feministischen US-Kunstszene. In Wien zu selten ausgestellt, hat sie hier jetzt einen großen Auftritt – eine „Procession“ weiblicher Mythen aus der Kunstgeschichte in Bronze, Papier und Stoff.

Hätte man mich mitten in der Nacht aufgeweckt und gefragt, wen ich gern ausstellen würde – ich hätte Kiki Smith geantwortet.“ Das ist einmal eine Einleitung mit Emphase, so getätigt Mittwoch von Belvedere-Direktorin Stella Rollig. In vollem Bewusstsein, „dass man so etwas nur einmal sagen kann“. Kiki Smith also. Im großen Unteren Belvedere. Die damit der jungen bolivianischen Performance-Malerin Donna Huanca folgt, die der Laie auch nicht kannte und die voriges Jahr ebenfalls schon diese bisher so hochheiligen historischen Hallen solo bespielen durfte – als Frau, als lebende Künstlerin. Das scheint zwar in Zeiten, in denen wir denken, von Künstlerinnen-Einzelausstellungen nahezu überflutet zu werden – von der Tate Modern, der Tate Modern oder der Tate Modern etwa – gar nicht mehr so spektakulär. Ist es aber doch.

Wer ist also Kiki Smith? Eine der Universalkünstlerinnen der feministischen Bewegung seit den 1970er-Jahren, ein internationaler Star – und ja, sie hat uns gerade in Wien gefehlt. Denn seit 1992 im MAK (unter Peter Noever) hatte die 1954 (mehr zufällig) in Nürnberg geborene New Yorkerin hier keine Einzelausstellung mehr. („Es hat mich keiner gefragt“, antwortet sie auf Nachfrage.) Wir hatten allerdings, muss man sagen, auch keine große Antony-Gormley-Ausstellung hier, der so etwas wie das männliche Bildhauergegenstück zu Smith ist, wenn auch um einiges eingeschränkter in der Wahl seiner Mittel. Nahezu gleich alt, bedient Gormley sich der männlichen Figur als Stellvertreter fürs menschlich Existenzielle, während Smith seit den 1980er-Jahren den weiblichen Körper zeigt – am Anfang noch fragmentiert, dann meist gekrümmt, versehrt, verletzlich. Beides mögliche Wege. Vielleicht sollte Wien Gormley einfach auch einmal fragen.

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