VW verlängert Jobgarantie bis 2029

Bei VW sollen in den kommenden Jahren 4000 Arbeitsplätze wegfallen.
Bei VW sollen in den kommenden Jahren 4000 Arbeitsplätze wegfallen.REUTERS
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Bei den Autoherstellern stehen Sparprogramme an. VW baut 4000 Mitarbeiter ab, garantiert aber eine bestimmte Beschäftigtenzahl bis 2029. Auch bei Ford wird weiter gespart.

Wien/Wolfsburg/Berlin. Es waren harte Verhandlungen, die auch von gegenseitigen, teilweise durchaus heftigen Vorwürfen geprägt waren. Gestern aber hat sich der VW-Konzernvorstand mit dem Betriebsrat auf die künftige Entwicklung bei den Mitarbeiterzahlen geeinigt.

Wichtigster Punkt: Der deutsche Autokonzern verlängert seine Beschäftigungssicherung um zehn Jahre, bis ins Jahr 2029. Gleichzeitig einigten sich Management und Arbeitnehmer auf den Abbau von bis zu 4000 Stellen in den kommenden vier Jahren in Bereichen außerhalb der Fertigung. Volkswagen-Chef Herbert Diess hatte ursprünglich 7000 Stellen abbauen wollen.

Zusätzlich erweitert der Konzern die Möglichkeit der Altersteilzeit für Arbeitnehmer bis zum Jahrgang 1964. Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte am Mittwoch nach der Einigung: „Wir haben für die Belegschaften unsere Hauptanliegen Beschäftigungssicherung und Altersteilzeit durchgesetzt.“ Beim möglichen Abbau von Arbeitsplätzen müsse klar sein, dass diese Tätigkeiten tatsächlich entfallen – ansonsten werde weiterhin jede Stelle nachbesetzt, „denn Arbeitsverdichtung wird es mit uns nicht geben“, stellte Osterloh klar.

Von dem Sparprogramm sind die Kernmarke VW sowie die zentrale Komponentenfertigung betroffen. Die wegfallenden Arbeitsplätze in der Verwaltung sollen dem Unternehmen zufolge dank Investitionen in Digitalisierung und verbesserte Prozesse überflüssig werden. In der IT sollen dafür aber auch rund 2000 neue Positionen entstehen.

Gleichzeitig vereinbarten VW und Belegschaftsvertreter, dass auch der Fahrzeugbau bis 2023 um fünf Prozent produktiver werden soll. Zusätzlich investiert der Autobauer mehr Geld in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter.

Auch bei einem anderen Autobauer gibt es einen Personalabbau. Ford Deutschland will bis 2020 etwa 5400 Stellen streichen (inklusive Leiharbeiter). Aktuell hat das US-amerikanische Unternehmen eine Stammbelegschaft von 24.000 Mitarbeitern in Deutschland. Auch in Österreich wird gespart: Von den 54 Mitarbeitern der Ford Motor Company (Austria) GmbH im 14. Wiener Gemeindebezirk verliert die Hälfte ihren Job.

Die aktuellen Maßnahmen seien nur „die erste Ebene, um eine Minimum-Profitabilität sicherzustellen und schwarze Zahlen zu schreiben – und über die Jahre wird es sicherlich zu weiteren Veränderungen kommen“, sagte der Chef von Ford Deutschland, Gunnar Herrmann, in Düsseldorf.

Ghosn wird angezeigt

Schlechte Nachrichten gibt es auch von einem anderen Autobauer, allerdings in einer ganz anderen Angelegenheit. Der frühere Renault-Spitzenmanager Carlos Ghosn wird sich auch in Frankreich vor Gericht verantworten müssen. In Japan, wo Ghosn eine Allianz mit Nissan aufgebaut hatte, laufen bereits Verfahren. Der französische Wirtschaftsminister, Bruno Le Maire, erklärte am Mittwoch, der Staat werde als Aktionär des Unternehmens Anzeige erstatten.

Renault gab erst gestern bekannt, dass man in der Affäre bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben von zusammen rund elf Millionen Euro entdeckt habe. Wie der Renault-Verwaltungsrat am Dienstagabend mitteilte, gehe es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen Ghosns.

Der Verwaltungsrat hat auch wieder erneut über eine Fusion mit Fiat Chrysler (FCA) beraten. Die Möglichkeit werde weiterhin „mit Interesse“ geprüft, hieß es. Allgemein wird demnächst die Aufnahme formeller Fusionsgespräche erwartet. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2019)

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