Ressence: Eine Uhr mit elek­tronischem „Gehirn

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Die Uhren von Ressence führen weit über das hinaus, was Puristen unter einer mechanischen Uhr verstehen. Jüngster Beweis: das Modell „Type 2" mit seiner „e-Crown".

Das Zeitmesser anbelangt, hat Benoît Mintiens ein klares Ziel vor Augen: Der Belgier, der schon Hochgeschwindigkeitszüge und sogar Jagdgewehre entworfen hat, möchte Industriedesign und klassische Uhrmacherei miteinander verbinden. Oder wie er es ausdrückt: „Unsere Uhren basieren auf dem Know-how von gestern und werden mit der Technologie von heute hergestellt. Sie sind für morgen konzipiert."

Tatsächlich sind die Zeitmesser von Ressence, die ersten präsentierte die Marke 2010, ungewöhnlich und futuristisch: Das Zifferblatt ist ganz klar, wirkt wie ein hochauflösendes Display. Die Zeitanzeige wiederum ist (zumindest anfangs) verwirrend. Denn es gibt keine Zeiger im klassischen Sinn. Scheiben mit aufgezeichneten Zeigern sind es, die die Zeit angeben. Eine Scheibe für die Stunden, eine für die Minuten, eine für die Sekunden.

Das organische Design sagt dem belgischen Industriedesigner Benoît Mintiens klar mehr zu: Seine Uhren haben keine Ecken und Kanten.
Das organische Design sagt dem belgischen Industriedesigner Benoît Mintiens klar mehr zu: Seine Uhren haben keine Ecken und Kanten.(c) Beigestellt

Die Scheiben rotieren miteinander und ineinander. Angetrieben wird dieses Schauspiel von einem patentierten mechanischen Modul, dessen Basis ein ETA-Werk ist. Die Krone findet man auf dem Gehäuseboden. Mintiens ging sogar so weit, die Scheiben bei einigen Modellen in Öl schwimmen zu lassen. Da dieses andere optische Eigenschaften hat als Luft, wirkt die Anzeige besonders scharf – egal aus welchem Blickwinkel.

Hergestellt werden die Uhren im Schweizer Traditionsuhrenort Fleurier. Für sein Projekt „e-Crown" holte sich Mintien allerdings Hilfe aus dem Silicon Valley, wo seine Uhren übrigens, wie er stolz erzählt, besonderen Anklang finden: Tony Fadell, Erfinder des iPod und selbst Uhrensammler, half ihm, ein elektronisches Bauteil zu entwickeln. Ein kleines elektronisches Gehirn, das sich die Uhrzeit merkt und diese Information bei Bedarf an die Anzeige weitergibt. „e-Crown" wurde es getauft.

Rotierende Scheiben ersetzen die Zeiger bei Ressence. Im Fall der „Type 2“ kommt noch ein technisches Fea­ture hinzu, das in der Uhrenwelt noch nicht bekannt war: die sogenannte „e-Crown“, mit der die an sich mechanische Uhr ein elek­tronisches „Gehirn“ bekam.
Rotierende Scheiben ersetzen die Zeiger bei Ressence. Im Fall der „Type 2“ kommt noch ein technisches Fea­ture hinzu, das in der Uhrenwelt noch nicht bekannt war: die sogenannte „e-Crown“, mit der die an sich mechanische Uhr ein elek­tronisches „Gehirn“ bekam.(c) Beigestellt

Das heißt: Sollte die Uhr einmal stehen bleiben, kann man die „e-Crown" mit Tippen aufs Uhrenglas aktivieren. Sie überprüft dann die Position von Stunden und Minuten und stellt fest, ob diese mit der vergangenen Zeit übereinstimmt, seit der die Uhr per Hand gestellt wurde – eine entsprechende App gibt’s natürlich auch. Was dann geschieht, wirkt fast magisch: Die Scheiben rotieren scheinbar ohne Zutun und stellen sich auf die richtige Uhrzeit ein. Die Energie holt sich die „e-Crown" weder über Batterien noch Ladegerät, sondern über Fotovoltaikzellen, die in der Uhr verbaut sind, sonst läuft alles mechanisch, wie Mintiens betont. Es ist also eine „Hybriduhr" im besten Wortsinn, denn sie vereint Mechanik mit smarten elektronischen Bauteilen.

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