Interviews "nur mit Fachjournalisten", keine neuen Gesetzesinitiativen: Brigitte Bierlein gibt ihrem Kabinett "Grundregeln für die Zusammenarbeit“ vor.
"Die Bundesregierung und ihre Mitglieder üben sich in Zurückhaltung und Bescheidenheit bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben innerhalb der Ressorts sowie im Außenauftritt." Das ist eine der "Grundregeln für die Zusammenarbeit", die die neue Kanzlerin Brigitte Bierlein ihren Regierungskollegen beim ersten Ministerrat schriftlich mit auf den Weg gegeben hat. Neue Gesetzesinitiativen soll es nicht geben.
>>> Kommentar: Wir hätten da noch ein paar Fragen
Das Selbstverständnis des Kabinetts ist "das einer geschäftsführenden Bundesregierung, die im Sinne der Erwartungen der Bevölkerung die notwendigen Amtsgeschäfte weiterführt." Man will "einen intensiven Austausch mit dem Parlament pflegen", dem Parlament aber keine neuen Gesetzesinitiativen zuleiten, außer sie sind zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit bzw. für das Funktionieren der öffentlichen Verwaltung unbedingt erforderlich.
Auch Verordnungen und Erlässe soll es nur geben, so weit es für die Aufrechterhaltung des Status quo erforderlich ist, oder wenn Gefahr im Verzug ist. Projekte in den Ministerien sollen zwar fortgeführt, aber große Investitionsentscheidungen hintangehalten werden. Wichtige Personalentscheidungen sollen, so weit als möglich, der künftigen Bundesregierung vorbehalten bleiben.
"Wenn es Medienkontakt gibt, nur mit Fachjournalisten"
"Grundregeln" teilte Bierlein den Ministern auch für die Medienarbeit mit. Dabei sei "grundsätzliche Zurückhaltung zu üben". "Wenn es Medienkontakt gibt, nur mit Fachjournalisten". Interviews soll es nur in enger Abstimmung mit dem Presseteam der Bundeskanzlerin geben, direkter Kontakt zu Journalisten soll vermieden bzw. immer auf den Pressesprecher verwiesen werden. "Freundlich bleiben, auch wenn Medienanfragen sehr beharrlich vorgetragen werden", lautet eine weitere "Grundregel".
Inserate sollen auf "unpolitische Sachinformationen" beschränkt werden. Im Netz soll es "nur sehr eingeschränkte" Online- und Social Media-Aktivitäten der Ressorts gegen. Persönliche Bilder oder Postings der Minister soll es nicht geben. Außerdem sollen die Minister keine eigenen Accounts betreiben, sondern die bestehenden der Ressorts nutzen.
Nach Kritik: „Leitlinien für geordneten Start“
Nach Beschwerden über dieses Vorgehen von Branchenvertretern hieß es aus dem Kanzleramt am Donnerstagabend, dass es dabei „zu keiner Einschränkung der Medienarbeit“ kommen solle: Alle Journalisten könnten „fachliche Anfragen“ an die zuständigen Ressorts stellen. Diese würden selbstverständlich beantwortet.
Gleichzeitig verwies ein Sprecher darauf, dass es sich nicht eine normale, sondern eine „besondere Form der Regierung“ sei. Bei den Leitliniein handle es sich lediglich um eine Richtschnur „für einen geordneten und professionellen Start“.
(APA)