„Man musste das Ibiza-Video publizieren“

„Wir alle müssen medienmündig werden“, sagt Bernhard Pörksen, „weil wir, ein Smartphone in der Hand, längst medienmächtig geworden sind.“
„Wir alle müssen medienmündig werden“, sagt Bernhard Pörksen, „weil wir, ein Smartphone in der Hand, längst medienmächtig geworden sind.“(c) REUTERS (Marcelo del Pozo)
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Die aktuelle Skandalberichterstattung sei „ein Triumph des seriös sortierenden Journalismus“, sagt Bernhard Pörksen, zu Gast beim Pfingstdialog auf Schloss Seggau. Mit der „Presse“ sprach er auch über Trump und Aufmerksamkeitsterrorismus.

Die Presse: Wie intensiv nutzen Sie soziale Medien?

Bernhard Pörksen: Ich bin das, was man im Netzjargon einen Lurker nennt – ein Beobachter, oft fasziniert, manchmal verstört und im Letzten begeistert von der gigantischen Öffnung des kommunikativen Raums. Wann erlebt man es schon, dass sich eine Revolution im eigenen Fachgebiet ereignet, vergleichbar mit der Erfindung der Schrift oder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern? Kurzum: Ich stöbere in Foren und Blogs und auf Instagram herum, lasse mich täglich auf Twitter treiben . . .

Machen Sie das als Medienwissenschaftler nur beruflich oder auch zur Unterhaltung?

Sehen Sie, Medienwissenschaft ist die Profession, bei der man nicht zum Friseur muss, um schamfrei Klatsch- und People-Magazine zu lesen und Trash zu konsumieren. Mein Lehrer und Freund, der österreichische Kybernetiker Heinz von Foerster, hat einmal gesagt: „Es gibt keine Oberflächen. Alles ist gleich tief.“ Für mich ist das ein Aufruf in Richtung einer umfassenden, die Konvention sprengenden Neugier, jenseits der Unterscheidung von Unterhaltung und Ernsthaftigkeit.

Sind Sie ein Follower des US-Präsidenten?

Nein. Und ich würde Donald Trump auch nicht primär als Twitterphänomen beschreiben. Er ist eine Hybridfigur, ein Zwitterphänomen aus Internet-Troll und Reality-TV-Star – und in Summe Profiteur einer radikal veränderten Medienwelt. Er agiert in einer maximal polarisierten Gesellschaft, in der echte Skandale zu verpuffen drohen, der publizistische Sauerstoff, den relevante Debatten und Themen brauchen, knapper wird.

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