Beinahe-Kollision zwischen Kriegsschiffen der USA und Russlands

U.S. Navy
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Im Ostchinesischen Meer kam es am Freitag zu einem heiklen Zwischenfall zwischen einem US-Kreuzer und einem russischen Zerstörer. Beide Seiten schieben einander die Schuld zu.

Im Ostchinesischen Meer, der Seeregion zwischen China, Korea, Japan und Taiwan, ist es am Freitag zu einem heiklen Zwischenfall gekommen: Ein russisches und ein amerikanisches Kriegsschiff kamen einander, wie Bilder und ein Video zeigen, bei hoher Geschwindigkeit absichtlich extrem nahe, sodass ein Zusammenstoß leicht möglich gewesen wäre. Die Angaben über den Abstand schwankten zwischen etwa 50 und 15 Metern.

Beteiligt waren die USS Chancellorsville - ein Kreuzer der Ticonderoga-Klasse - sowie der russische Zerstörer Admiral Winogradow. Das US-Schiff ist etwa 170 Meter lang und hat eine Verdrängung von rund 9800 Tonnen, die Winogradow (Udaloy-Klasse) misst rund 160 Meter bei 7900 Tonnen Verdrängung. Die Besatzung beträgt jeweils um die 300 Mann.

Der Vorfall ist auch aus der Luft von einem US-Hubschrauber dokumentiert worden. Beide Seiten beschuldigten einander danach fahrlässigen Verhaltens und der Verletzung anerkannter Verhaltensregeln auf See. Man sieht in einem Video (siehe unten) freilich auch, dass zumindest die Russen die Aktion eher locker genommen haben müssen - immerhin hängen auf der Hubschrauberplattform am Heck der Winogradow ein paar Matrosen gemütlich ab.

Laut U.S. Navy sei der Kreuzer von den Russen „aggressiv angelaufen" worden und habe die Maschinen auf volle Kraft zurück schalten müssen, um eine Kollision zu vermeiden. Clay Doss, Sprecher der 7. U.S.-Flotte, sagte, es sei niemand verletzt worden und kein Schaden aufgetreten. "Wir betrachten das Verhalten der Russen als gefährlich und unprofessionell und nicht konform mit den internationalen Regeln zur Vermeidung von Zusammenstößen auf See (Colregs, Anm.)."

Umgekehrt warf die russische Marine dem Kreuzer Chancellorsville vor, er habe absichtlich die Bahn der Winogradow kreuzen wollen. Es habe einen plötzlichen Kurswechsel der Amerikaner gegeben, weshalb der Zerstörer gezwungen gewesen sei, den Kurs zu ändern.

Der amtierende US-Verteidigungsminister, Patrick Shanahan, kündigte diplomatischen Protest in Moskau an. Von dort kamen umgekehrt Vorwürfe, die Amerikaner würden sich angesichts der ohnehin brenzligen Lage zwischen beiden Staaten grob fahrlässig verhalten.

Erst vor wenigen Tagen war ein US-Aufklärungsflugzeug nahe Syrien von einem russischen Jäger abgefangen worden. In der Ostsee finden derzeit Marinemanöver der Nato sowie neutraler Staaten wie Schweden statt, die sich erklärtermaßen gegen Russland richten.

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