Michael Fassbender: „Figuren wirken lassen“

Michael Fassbender ist einer der besten Mimen seiner Generation. Aktuell ist er in „X-Men: Dark Phoenix“ zu sehen.
Michael Fassbender ist einer der besten Mimen seiner Generation. Aktuell ist er in „X-Men: Dark Phoenix“ zu sehen.APA/AFP/JUSTIN TALLIS
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Schauspieler Michael Fassbender ist der neue „It-Actor“ Hollywoods. Derzeit ist der 42-Jährige in „X-Men: Dark Phoenix“ zu sehen. Ein Gespräch über seine deutschen Wurzeln, weibliche Superhelden und die Entschleunigung von Actionfilmen.

Michael Fassbender ist einer der besten Mimen seiner Generation. Ob „Shame“, „Prometheus“ oder den Oscar-gepriesenen „12 Years a Slave“ – sein Spiel geht jedes Mal unter die Haut. Der Sohn eines Deutschen und einer Irin ist in der kleinen Stadt Killarney in Irland aufgewachsen, wo seine Eltern ein Restaurant führten. Die ersten Jahre als aufstrebender Schauspieler waren hart. Bis Regisseur Steve McQueen das immense Talent erkannte. Für seinen Film „Hunger“ magerte Fassbender auf 58 Kilo ab. Der nächste Regisseur, der bei ihm anrief, war Quentin Tarantino, der ihn für „Inglorious Basterds“ anheuerte. Inzwischen sind auch Steven Soderbergh, Terrence Malick und Ridley Scott von ihm begeistert. Jetzt ist Fassbender in „X-Men: Dark Phoenix“ als Superheld zu sehen.

Sie sind in Heidelberg geboren. Besuchen Sie die Stadt, wenn Sie in Deutschland sind?

Michael Fassbender: Ich war vergangene Woche dort, es bedeutet mir sogar sehr viel, Heidelberg zu besuchen. Natürlich freue ich mich auch, meine deutsche Familie sehen zu können. Meine Großtante Doris lebt dort, ich habe aber auch noch andere Onkels und Cousinen in der Gegend.

Ihr neuer Film „X Men: Dark Phoenix“ lebt von atemberaubenden Actionsequenzen. Mussten Sie dafür Extraschichten im Fitnessstudio einlegen?

Ich treibe gern und regelmäßig Sport. Deshalb musste ich mich nicht mühsam in Form bringen. Je älter ich werde, desto wohler fühle ich mich, wenn ich meinen Tag mit Sport beginne. Für diesen Film war die mentale Vorbereitung auf die Rolle wichtiger als die körperliche.

Gefällt Ihnen die Tendenz, dass es immer mehr weibliche Superheldinnen gibt? Sie sind ja sogar mit einer verheiratet, Ihre Frau Alicia Vikander spielte Lara Croft?

Es gefällt mir sehr, starke weibliche Figuren in Filmen zu sehen. Ich finde es wichtig, dass Schauspielerinnen eine eigenständige Handlung haben und nicht nur als Nebenrollen für Männer auftreten. Jetzt verändert sich endlich etwas, und es wird auch wirklich Zeit. Eine tolle Entwicklung.

Anders als andere moderne Superheldenfilme lässt sich „Dark Phoenix“ Zeit mit der Geschichte. Er lässt den Figuren Raum, sich zu entfalten. Sehen Sie das auch so?

Ich weiß genau, was Sie meinen. Als mit „Star Wars“ und „Der weiße Hai“ die ersten Blockbuster-Filme auftauchten, haben die großen Filmstudios sich gefragt, wie sie diese grandiosen Erfolge wiederholen können. Ihre Antwort darauf war, das Publikum mit schnellen visuellen Reizen zu stimulieren. Diese Formel hat sich in Hollywood als Regel etabliert. Daran wird sich nichts ändern, bis jemand sich traut, die Regel zu brechen und trotzdem erfolgreich damit zu sein. Das passiert leider nicht oft, weil große Blockbuster so teuer sind, dass kaum jemand sich traut, Experimente zu veranstalten.

Je teurer die Filme sind, desto mehr folgen sie also uralten Erfolgsregeln der Studios?

Ja, deshalb fühlen sich große Filme oft so austauschbar an. Mich beeindrucken Filme, die das Selbstbewusstsein haben, sich zu entwickeln. Dafür müssen sie sich Zeit lassen. Auch in unserem Film haben wir diesen Ansatz gewählt. Wir wollten die Figuren wirken lassen, nicht die Spezialeffekte. Ein guter Film fühlt sich nicht nur bombastisch an, sondern auch intim.

Sie stehen für eine große Bandbreite von Figuren, von Shakespeares „Macbeth“ bis zum „X-Men“-Superhelden. Haben diese verschiedenen Rollen auch Gemeinsamkeiten?

Ich glaube schon, dass gute Dramen, egal ob in Comics oder großer Literatur, Gemeinsamkeiten haben. Es geht um den Konflikt des Egos mit der Außenwelt. Die Umstände werden dramatisiert, aber die Tatsache, dass der eigene Wille und Ehrgeiz auf unüberwindbare Grenzen trifft, ist eine universelle Erfahrung. Das Wesen der Tragödie ist der tiefe Sturz des Egos und der eigenen Ziele im Angesicht der Realität.

Was für andere Passionen haben Sie neben der Schauspielerei und dem Surfen?

Autorennen! Ich war vor Kurzem für den Porsche GT3 Cup in Hockenheim. Und fahre auch selbst.

Würde Sie es reizen, sich mal als Regisseur zu versuchen?

Vielleicht werde ich das mal, wer weiß? Momentan hat es mir aber der Rennsport so angetan, dass ich neben der Schauspielerei keine Zeit für weitere Projekte oder Hobbys habe.

Steckbrief

Michael Fassbender wurde 1977 in Heidelberg geboren. Der irische Schauspieler mit deutschen Wurzeln war zwei Jahre alt, als seine Familie nach Irland gezogen ist.

Seine erste Rolle hatte er 2001 in der Fernsehserie „Band of Brothers“. 2008 folgte die erste Hauptrolle in Steve McQueens Drama „Hunger“. Es folgten zahlreiche Rollen, u.a. in „Inglourious Basterds“, „Shame“, „X-Men“, „Prometheus – Dunkle Zeichen“, „12 Years a Slave“, „Macbeth“, „Steve Jobs“, „Schneemann“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2019)

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