Klima-Aktivisten stoppten Kreuzfahrtschiff in Kiel für sechs Stunden

APA/AFP/dpa/THOMAS EISENKRAETZER
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46 der 50 Teilnehmer an der Protestaktion wurden in Polizeigewahrsam genommen. Sie verhinderten mit Booten vor dem Bug das Auslaufen des Schiffes.

Mit fast sechs Stunden Verspätung ist ein Kreuzfahrtschiff nach einer Blockadeaktion von rund 50 Aktivisten in Kiel ausgelaufen. Das Schiff sei am späten Sonntagabend gegen 22.00 Uhr Richtung Kopenhagen gestartet, teilte die Polizei mit. Die Blockierer der Gruppe "Smash Cruiseshit" werteten ihren Protest als Erfolg und kündigten weitere Aktionen an.

"Es gibt kein ruhiges Hinterland für Klimazerstörer", heißt es in einer Mitteilung. Sie fordern ein Ende der gesamten Kreuzfahrtbranche.

Die Demonstranten hatten zwei Stunden vor dem geplanten Ablegen des Kreuzfahrtschiffes mit ihrer Aktion begonnen. Sie kreuzten mit kleinen Booten vor dem Bug des Schiffes und hielten es so auf. Fünf Aktivisten besetzten darüber hinaus am Ostseekai einen Kran, zwei von ihnen wollten diesen nicht verlassen und mussten abgeseilt werden. 46 Aktivisten seien von der Polizei in Gewahrsam genommen worden. Gegen sie wurden Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung, des Widerstandes und des Hausfriedensbruchs eingeleitet.

„Kreuzfahrtschiffe tragen zur Erhitzung des Planeten bei"

Die Gruppe "Smash Cruiseshit" erklärte, sie wolle mit der Aktion den Schadstoffausstoß des Kreuzfahrtschiffes "Zuiderdam" unterbrechen und auf die Arbeitsbedingungen an Bord aufmerksam machen. Die "Ausbeutung" an Bord müsse aufhören, schrieben die Aktivisten auf Twitter, viele Menschen auf Kreuzfahrtschiffen müssten für zwei Euro in der Stunde arbeiten. Und: "Kreuzfahrtschiffe tragen zur Erhitzung des Planeten bei - durch Rußpartikel, die sich auf Eisbergen in der Arktis absetzen, schmilzt das Eis dort noch schneller."

Verletzt wurde bei der Aktion nach Polizeiangaben niemand, "Smash Cruiseshit" schrieb auf Twitter hingegen von einigen Leichtverletzten.

Die "Zuiderdam" gehört über eine Tochtergesellschaft zum größten Kreuzfahrtkonzern Carnival mit Sitz in den USA und kann knapp 2.000 Passagiere aufnehmen. Kiel war die vorletzte Station einer Ostsee-Rundreise, die am Montag in Kopenhagen endete. Die Reederei hat sich bisher zu dem Vorfall nicht geäußert. Sie könnte von den Aktivisten Schadenersatz verlangen, weil sie mit erhöhter Geschwindigkeit nach Kopenhagen gefahren ist und damit zusätzlichen Treibstoff verbraucht hat.

Der Kreuzfahrt-Tourismus ist seit Jahren eine Boom-Branche und das Wachstum wird eher von der Kapazität der Schiffe als von der Nachfrage begrenzt. Weltweit stieg die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere im Vorjahr um 6,7 Prozent auf 28,52 Millionen.

(APA/DPA)

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