Pfingstfestspiele: Sängerische Spitzenklöppeleien in Salzburg

Cecilia Bartoli.
Cecilia Bartoli.(c) imago/Belga (DIRK WAEM)
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Jubelstürme für Cecilia Bartoli und viele andere auf den künstlerischen Spuren der Kastraten in Oper und Oratorium.

Inselhopping unter der Kastratenflagge im Programm der Pfingstfestspiele: Von Alcinas Zauber-Eiland, das sich diesmal freilich als Gruselhotel entpuppt hatte, steuerte man tags darauf Sizilien in mythischer Zeit an. Zu Unrecht als „halbszenische Aufführung“ angekündigt, war bei diesem „Polifemo“ mit ein bisschen Felsenstrand auf der Bühne der Felsenreitschule, ein paar hübschen Ideen und Projektionen ausreichend Vorwand für jene Gesangsakrobatik geschaffen, die die versammelten Melomanen dann dreieinhalb Stunden lang in Verzückung versetzen sollte.

Doch Hand aufs Herz: Händel'sche Subtilität in der Charakterisierung, die Kunst, auch einmal allen Zierrat wegzulassen und gerade damit zu rühren, die geht Nicola Porporas vokal kunstvoll gedrechselten, im Orchester (die tadellose Armonia Atenea unter George Petrou) etwas pauschal grundierten Arien doch ab – selbst wenn in der berühmten, für Farinelli entstandenen Arie „Alto Giove“ des Aci die Zeit stillzustehen scheint. Yuriy Mynenko erfüllte sie mit keuscher Entrückung, die Krone des Nachmittags aber gebührte dem schlackenlos reinen Sopran der Galatea Julia Lezhneva. Countertenor und Regisseur Max Emanuel Cenčić fasste die eigene Rolle des gestrandeten Ulisse als Kreuzung aus Piratenkapitän und Charlie Chaplins Tramp auf: eine Prise Slapstick zwischen Liebeswonnen und Todesschauern.

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