Grüne wollen Online-Händlern verbieten, Rücksendungen zu vernichten

Amazon, Frau sortiert Pakete
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"Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“, kritisieren die deutschen Grünen. Sie schlagen einen Drei-Punkte-Plan gegen die Verschwendung vor und fordern ein Verbot, neuwertige Produkte zu vernichten.

Auch in Österreich werden immer mehr Pakete hin- und her geschickt. Ungeschlagener Europameister beim Zurückschicken von Packerl ist aber unser Nachbar Deutschland: Rund 487 Millionen Artikel, oder jedes sechste Paket, wurden 2018 an die Online-Händler zurückgeschickt. Immer wieder sorgen Berichte für Aufregung, dass Konzerne aus Kostengründen entscheiden, die Rücksendungen im großen Stil zu vernichten. Das hat nun die deutschen Grünen (die sich übrigens derzeit im Umfragehoch befinden) auf den Plan gerufen. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert in den Zeitungen der „Funke Mediengruppe"  ein Verbot: "Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“, so Göring-Eckardt. Der Staat müsse daher handeln.

Die Grüne schlägt einen Drei-Punkte-Plan gegen die Verschwendung vor:

  • Dem Online-Handel wird verboten, neuwertige Produkte, die zurückkommen, zu vernichten.
  • Zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf können, sollen verschenkt werden - etwa über Sozialkaufhäuser.
  • Rohstoffe müssen zurück in den Wertstoffkreislauf.

Von der Kleidung bis zum Hightech-Gerät: Viele Artikel „werden nach der Rücksendung komplett vernichtet", kritisierte Göring-Eckardt. "Dabei handelt es sich um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig sind und höchstens einen Kratzer haben."

Im Vorjahr hat ein ZDF-Bericht für Aufregung gesorgt, wonach es in Amazon-Logistikzentren eigene Bereiche für "Destroy Paletten" gebe - Ware, die zur Entsorgung in der Schrottpresse markiert sei. Eine ehemalige Mitarbeiterin gab an, täglich habe sie Produkte im Wert von etwa 23.000 Euro entsorgt. Amazon erklärte als Reaktion auf die Grünen-Forderung, der "überwiegende Teil der retournierten Waren" werde ohnehin weiterverkauft, an Hersteller zurückgegeben oder gespendet. 

3,9 Prozent werden entsorgt

Was sagt nun aber die Statistik? Laut Untersuchungen der "Forschungsgruppe Retourenmanagement" der Universität Bamberg, aus der die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert, werden nur 3,9 Prozent der zurückgeschickten Waren entsorgt oder verschrottet. Weitere 2,1 Prozent werden an "externe industrielle Verwerter" weiterverkauft. 79 Prozent der Retouren bieten Händler laut der Umfrage wieder als A-Ware an, 13 Prozent als B-Ware. Daten des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI kommen auf ähnliche Werte.

Ein Grund für die Vernichtung der Rücksendungen: Eine einzelne Retourensendung kostet einen Händler im Durchschnitt immerhin 20 Euro. Deshalb lohnt sich der Wiederverkauf manchmal nicht, die Entsorgung ist billiger. Manchmal spielen allerdings auch hygienische Gründe eine Rolle.

>>> Bericht auf „Sueddeutsche.de"

(sk)

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