Vatikan geißelt Gendertheorie

(c) REUTERS (Remo Casilli)
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Das Dokument „Als Mann und Frau schuf er sie“ warnt vor der Tendenz, Unterschiede zwischen den Geschlechtern „auszulöschen“.

Einen Leitfaden zum Umgang mit der sogenannten Gendertheorie hat die Bildungskongregation des Vatikans für katholische Schulen erstellt. Das Schreiben „Als Mann und Frau schuf er sie“ wurde am Montag vorgestellt. Die Gender-Theorie, liest man in diesem 57 Punkte umfassenden Text, sei eine „Ideologie, die den Unterschied (. . .) in der Natur eines Mannes und einer Frau leugnet und eine Gesellschaft ohne geschlechtliche Unterschiede vorsieht und somit die anthropologische Grundlage der Familie eliminiert“.

Die Verfasser schreiben ferner, dass oftmals als „angeblich neutral“ ein Menschenbild vermittelt werde, das dem Glauben und der lauteren Vernunft“, aber auch der Natur widerspreche. Diese „Entfernung von der Natur“ führe dazu, dass Gefühlsentscheidungen des Einzelnen alleiniges Kriterium würden. Ursprung solcher Konzepte sei „eine dualistische Anthropologie, die den Körper (reduziert auf lebloses Material) und den menschlichen Willen trennt, der selbst eine absolute Macht bekommt, den Körper nach Belieben manipulieren zu können“. Fließende Grenzen zwischen den Geschlechtern seien Zeichen „momentaner Sehnsüchte“ und „eines konfusen Konzepts der Freiheit“.

Konfus fand wiederum der Verband New Ways Ministry – er setzt sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transmenschen (LGBT) in der katholischen Kirche ein – das neue Dokument. Der Vatikan stütze sich hier auf „Mythen, Gerüchte und Unwahrheiten“, teilte die Organisation in einer Aussendung mit.

Entspricht der Haltung des Papstes

Jedenfalls entspricht der Text der Haltung, die Papst Franziskus in seiner bisherigen Amtszeit an den Tag gelegt hat. 2016 etwa warf er Frankreich eine „hinterlistige Indoktrinierung mit der Gendertheorie“ mithilfe von Schulbüchern vor und sprach von „ideologischer Kolonialisierung“, gegen die man sich wehren müsse. Und in seiner Enzyklika zu Ehe und Familie, „Amoris laetitia“, kritisierte er die „Auslieferung“ der menschlichen Identität an eine „individualistische Wahlfreiheit, die sich im Laufe der Zeit auch ändern kann“.

Niemand dürfe wegen seiner sexuellen Neigungen diskriminiert werden, wird im Dokument allerdings auch betont. Wichtig für den Umgang mit der Gendertheorie an katholischen Schulen seien „Zuhören, Reflexion und Vorschläge“. (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2019)

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