Ukraine: Selenskijs harte Landung in der Realität

Spürt Widerstand in den staatlichen Strukturen: Wolodymyr Selenskij an der ostukrainischen Front.
Spürt Widerstand in den staatlichen Strukturen: Wolodymyr Selenskij an der ostukrainischen Front.(c) APA/AFP/UKRAINE PRESIDENTIAL PRE
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Seit drei Wochen ist Präsident Selenskij im Amt. Sein größter Gegner ist das Parlament, er selbst steht wegen umstrittener Personalia in der Kritik.

Kiew/Wien. Wolodymyr Selenskij war seine Nervosität anzusehen. Anders als in den glatten Inszenierungen seiner Polit-Clips filmte ihn die Kamera des unabhängigen Mediums Hromadske von hinten. Da wirkte er wie ein schüchterner Schulbub, der hinter einem Holzpult vor dem Lehrerkollegium Platz genommen hat. Er drehte seinen Kugelschreiber in den Händen, legte ihn wieder hin, schenkte sich Wasser ein und nahm einen Schluck, um seine Kehle für den kurzen Redebeitrag zu befeuchten, der ihm vom Gesetz her zustand. Der ukrainische Präsident sprach am Dienstag in Kiew vor Richtern des Verfassungsgerichtshofs. Er rief sie auf, die von ihm als erste Amtshandlung nach seiner Angelobung initiierte Auflösung des Parlaments für rechtens zu erklären.

Um den geplanten, vorgezogenen Wahltermin am 21. Juli hat sich ein Streit entzündet, den das Gericht nun schlichten soll. Seine Entscheidung wird demnächst erwartet. „Die Bürger der Ukraine begrüßen diese Entscheidung“, sagte Selenskij. Eine Verschiebung auf den regulären Termin im September würde von der Bevölkerung als „Versuch der Parlamentarier in ihren Sesseln zu bleiben“ gewertet. Danach verließ er den Saal.

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