Doch nur eine Autokratie

Nach außen hin will Kasachstan schon seit Jahren das Bild des fortschrittlichen, modernen, weltoffenen zentralasiatischen Boomstaates präsentieren.

Nach außen hin will Kasachstan schon seit Jahren das Bild des fortschrittlichen, modernen, weltoffenen zentralasiatischen Boomstaates präsentieren. Dazu werden ständig Tagungen veranstaltet und Lobbyisten in aller Welt angeheuert. Jetzt aber haben Präsidentschaftswahlen die ganzen Imagepoliturbemühungen zunichtegemacht.

Die Wahl war die typische Farce, wie man sie von Autokratien mittlerweile kennt: Ein handverlesener Kandidat, gegen den zur Wahrung des demokratischen Scheins ein paar chancenlose Gegenkandidaten antreten müssen. Allen Wählern ist klar, dass aus dem Hintergrund weiterhin der Langzeitmachthaber Nasarbajew alle Fäden ziehen wird, der jetzt gewählte Staatschef Tokajew nur seine Marionette ist. Und doch können sich Autokraten nie ganz sicher sein, wie ihre Untertanen tatsächlich ticken: Deshalb werden der Wahlprozess manipuliert und Regierungskritiker mit massiver Polizeipräsenz eingeschüchtert – wenn nötig mit Gewalt. Ergebnis: Diese Wahlen waren weder frei noch fair, wie die OSZE konstatierte.

Insofern ist Kasachstan doch nichts Besonderes, nur eine typisch zentralasiatische Autokratie. Hoffnung weckt nur, dass sich da rund um den Wahltag eine beachtliche Protestbewegung formiert hat. Und nein, Herr Tokajew, die ist nicht vom Ausland gesteuert! Die hat sich Ihre Autokratie schon selbst eingebrockt.

E-Mails an: burkhard.bischof@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2019)

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