Istanbul fiebert historischem TV-Duell entgegen

APA/AFP/YASIN AKGUL
  • Drucken

Bei der Neuauflage der Bürgermeisterwahl liegt laut Umfragen der Kandidat der Opposition, Imamoğlu, vorn. Erdoğan hält sich überraschenderweise aus dem Wahlkampf heraus.

Istanbul. Vor der mit Spannung erwarteten Wahlwiederholung in Istanbul sollen die beiden Spitzenkandidaten an diesem Wochenende in einer Fernsehdebatte live aufeinandertreffen – es ist das erste politische TV-Duell in der Türkei seit Jahrzehnten. Binali Yıldırım, Kandidat der Regierungspartei AKP, muss im Wahlkampf diesmal alleine gegen den populären Oppositionskandidaten Ekrem Imamoğlu antreten, der ihn bei der Wahl am 31. März knapp besiegt hat.

Denn anders als bei der landesweiten Kommunalwahl im März hat sich Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan vor der Wiederholung am 23. Juni ganz aus dem Wahlkampf zurückgezogen und schwingt erstmals seit zwei Jahrzehnten nicht das große Wort bei den groß angelegten Wahlkampfkundgebungen.

Den Umfragen zufolge liegt Imamoğlu – er ist Kandidat eines Oppositionsbündnisses unter Führung der säkularen CHP – auch diesmal vor seinem Gegner. Eine Befragung des Instituts Areda unter mehr als 9000 Wählern ergab einen Vorsprung von mehr als drei Prozentpunkten für Imamoğlu. Yıldırım hat unter anderem mit Korruptionsvorwürfen gegen die AKP zu kämpfen. Zudem sorgt die erzwungene Wahlwiederholung auch in den Reihen der AKP für Unmut. Denn erst auf Druck der Partei ordnete die Wahlkommission eine Wiederholung des Urnengangs an.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Erdogan weist Kritik an Wahlwiederholung in Istanbul zurück

Der türkische Präsident sieht die Entscheidung zur Wahlannullierung im Rahmen demokratischer Prinzipien. EU-Nachbarschaftskommissar Hahn bezeichnet die Begründung der türkischen Wahlbehörde als „Farce".
Vor allem die Jugend Istanbuls steht auf der Seite von Ekrem Imamoğlu, dem der Sieg bei der Bürgermeisterwahl in Istanbul gestohlen wurde.
Außenpolitik

Türkei: Auf einer Welle der Euphorie gegen Erdoğan

Nach der dubiosen Annullierung der Bürgermeisterwahl in Istanbul schließt sich eine breite Bewegung zusammen, um Oppositionskandidat Imamoğlu auch bei der Wahlwiederholung am 23. Juni zum Sieg zu verhelfen. Eine Reportage.
Tausende Oppositionelle gingen schon in der Nacht auf Dienstag gegen die Annullierung der Bürgermeisterwahl in Istanbul auf die Straße.
Außenpolitik

Jetzt erst recht: Die Anti-Erdoğan-Allianz wächst

Nach der Annullierung der Bürgermeisterwahl in Istanbul bildet sich eine breite Front gegen Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Selbst in der AKP sind nicht alle mit dessen Vorgehen einverstanden.
Präsident Erdogan im Parlament
Außenpolitik

Wahlannullierung in Istanbul: Parteifreunde kritisieren Erdogan

Ex-Präsident Gül und Ex-Premier Davutoglu wenden sich gegen den Staatschef. Die türkische Opposition will nun auch die Präsidenten- und Parlamentswahl von 2018 annullieren lassen.
Leitartikel

Das brandgefährliche Spiel des starken Mannes von Ankara

Die Wahlannullierung in Istanbul zeigt: Erdoğans zentrales Programm heißt nur noch Machterhalt. Damit treibt er die Spaltung des Landes riskant voran.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.