Trump: "Der Iran hat es getan"

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Der US-Präsident ist überzeugt, dass Teheran hinter den Angriffen auf zwei Öltanker im Golf von Oman steckt. Das US-Militär veröffentlichte ein Video, das die Verwicklung des Iran beweisen soll. Experten warnen vor schnellen Schuldzuweisungen.

Die jüngsten Angriffe auf zwei Tankschiffe im Nahen Osten schüren Sorgen um den Frieden in der Golf-Region und die weltweite Energieversorgung. Die USA beschuldigten den Iran, hinter den Vorfällen im Golf von Oman zu stecken, und schickten einen weiteren Zerstörer in das Gebiet. „Der Iran hat es getan“, sagte US-Präsident Donald Trump am Freitag dem US-Sender Fox News. Bei den Beweisen "steht ganz groß Iran drauf", sagte er.

Zuvor hatte bereits US-Außenminister Mike Pompeo erklärt, seine Regierung gehe aufgrund von Informationen des Geheimdienstes, des Typs der verwendeten Waffen und der ausgeklügelten Ausführung der Taten davon aus, dass der Iran der Drahtzieher sei. Um den Standpunkt zu untermauern, veröffentlichte das US-Militär ein Video, das zeigen soll, wie sich ein Boot der iranischen Revolutionsgarden einem der Tanker nähert und einen nicht detonierten Sprengsatz entfernt.

Auf den Aufnahmen ist zu erkennen, wie sich Menschen an Bord eines Schnellbootes an der Wand eines Öltankers zu schaffen machen und von dort etwas zu entfernen scheinen. Das Boot fährt danach wieder weg von dem Tanker. Das US-Zentralkommando Centcom, das die amerikanischen Truppen im Nahen Osten führt, sprach von einem "Haftminenangriff" im Golf von Oman.

Tankercrew wollte nicht von Iranern gerettet werden

Der Iran hingegen wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die USA gefährdeten die Stabilität im Nahen Osten. Die USA seien eine "schwere Bedrohung für die Stabilität" in der Region, sagte der iranische Präsident Hassan Rouhani. Außenminister Mohammad Javad Zarif deutete eine Provokation seitens Washingtons an. "Mit einem Schnipsel an Indizien haben die USA sofort den Iran beschuldigt. Damit ist klar, dass das B-Team auf Plan B und die Sabotage von Diplomatie umgeschaltet hat", twitterte er mit Blick auf den als Scharfmacher geltenden US-Sicherheitsberater John Bolton.

Wie das iranische Außenministerium mitteilte, sehe es Teheran als seine Aufgabe, für die Sicherheit in der für die Schifffahrt wichtigen Straße von Hormuz zu sorgen. Iranische Teams hätten die Besatzungsmitglieder so schnell wie möglich gerettet. Um diese These zu stützen, veröffentlichte der Staatssender Press TV ein Video mit der Besatzung eines des attackierten Öltankers.

Die amerikanische 5. Flotte (Hauptquartier in Bahrain) hingegen publizierte folgende Schilderung der Ereignisse. Darin heißt es unter anderem, dass die Crew der Kokuka Courageous - 21 Personen - auf ein zu Hilfe geeiltes, in der Region operierendes holländisches Schleppboot floh. Die Männer hätten zuvor eine unexplodierte Haftmine am Schiffsrumpf entdeckt. Als sich der US-Zerstörer Bainbridge dem Schauplatz näherte, habe ein iranisches Boot offenkundig versucht, den Schlepper als erstes zu erreichen, doch der Kapitän des Tankers habe den US-Zerstörer angefunkt, um mit seinen Leuten dort aufgenommen zu werden und nicht von den Iranern.

Reuters

Straße von Hormus soll nicht geschlossen werden

Experten warnten jedenfalls vor schnellen Schuldzuweisungen. Die US-Vorwürfe müssten möglichst unabhängig überprüft werden. Die Fachleute verweisen auch auf einen ähnlichen Vorfall in derselben Region vor vier Wochen. Damals wurden vier Handelsschiffe, darunter zwei aus Saudiarabien, attackiert. Sowohl die USA als auch Saudiarabien beschuldigten den Iran, legten aber keine konkreten Beweise vor. Die Untersuchung sei unbefriedigend geblieben, weil keine klare Schuldzuweisung möglich gewesen sei, hieß es aus Sicherheitskreisen. "Man ist nicht schlauer zurückgekommen."

Der Golf von Oman ist über die Straße von Hormus mit dem Persischen Golf verbunden. Die Straße von Hormus ist einer der wichtigsten Wasserwege weltweit und spielt vor allem für Öltransporte aus der Golfregion eine zentrale Rolle. Der Iran hatte wiederholt damit gedroht, diese Passage zu sperren, sollte das Land sein Erdöl wegen US-Sanktionen nicht verkaufen können. Dazu will es Trump allerdings nicht kommen lassen. Die Passage werde nach den Angriffen nicht geschlossen oder zumindest nicht für lange Zeit, meinte er am Freitag.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Monaten zu. Das US-Militär verlegte zuletzt unter anderem einen Flugzeugträgerverband und eine Bomberstaffel in die Region, was Sorgen vor einem militärischen Konflikt aufkommen ließ. Während des Vorfalls im Golf von Oman am Donnerstag hielt sich der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe in Teheran auf, um in dem eskalierenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran zu vermitteln. Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch der oberste Führer der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei, erteilten Verhandlungen aber eine Absage.

(APA/dpa/Reuters/WG)

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