Türkische Justiz klagt Bloomberg-Journalisten an

Wegen Berichts zu Währungskrise -Reportern droht Haft wegen "Untergrabung der wirtschaftlichen Stabilität"

Die türkische Justiz hat zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Bloomberg wegen eines kritischen Berichts zur Währungskrise angeklagt. Ein Gericht in Istanbul nahm am Donnerstag eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft an, in der diese wegen eines Versuchs zur "Untergrabung der wirtschaftlichen Stabilität der Türkei" zwei bis fünf Haft fordert, wie Bloomberg am Freitag mitteilte.

Vorausgegangen war eine Beschwerde der türkischen Bankenaufsicht. Die beiden Bloomberg-Journalisten Kerim Karakaya und Fercan Yalinkilic müssen sich wegen eines Berichts von August 2018 über den Umgang der türkischen Behörden und Banken mit der Währungskrise verantworten. Mitangeklagt sind laut Bloomberg 36 Menschen wegen Kommentaren in den sozialen Medien, in denen sie sich kritisch zur türkischen Wirtschaftslage geäußert hatten. Der Prozess soll am 20. September beginnen.

„Fair und akkurat berichtet“ 

Der Chefredakteur von Bloomberg, John Micklethwait, verurteilte die Anklage gegen die beiden Journalisten, die "fair und akkurat über nachrichtenträchtige Ereignisse berichtet haben". "Wir stehen fest an ihrer Seite und werden sie in dieser Prüfung unterstützen", erklärte Micklethwait. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die westlichen Medien bereits wiederholt wegen ihrer Berichterstattung über die Wirtschaftslage kritisiert.

Im April griff er insbesondere die "Financial Times" wegen eines Artikels über die Zentralbank an. Die Türkei kämpft seit vergangenem Jahr mit einer schweren Währungs- und Wirtschaftskrise. Die türkische Lira war im August inmitten eines Streits mit den USA eingebrochen. Zwar konnte die Zentralbank die Währung durch eine Anhebung der Leitzinsen stabilisieren, doch rutschte die Wirtschaft in die Rezession und die Inflation verharrt bei knapp 20 Prozent.

(APA)

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