Hausgeschichte

Schottenring: Concierge-Service satt Care-Pakete

Überdachter Innenhof im Haus Schottenring 18.
Überdachter Innenhof im Haus Schottenring 18.SRE
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Tiefgarage, Dachaufbau, überdachter Innenhof: Das Haus Schottenring 18 verwandelte sich bei der Renovierung in ein Luxusdomizil. Mit einigen Hindernissen.

Schottenring 18: Heute beste Wiener Citylage, war hier einst die Stadt schon aus. 1529 verlief die Stadtmauer an der Ecke Tiefer Graben/Neutorgasse, davor: Donau-Auen. Um 1704 fuhr man über eine Brücke zum Neutor, auch innerhalb der Stadtmauern gab es ein Hafenbecken. Im Lauf der Zeit rückte die Donau nach Norden, die Auen verlandeten, die Stadtbefestigung wurde aus- und umgebaut: Wo heute Börse und Palais stehen, befanden sich Elendsbastei und Glacis.
1849 wurden die Basteien abgetragen, das Areal wurde parzelliert und verbaut: Das Miethaus Schottenring 18 um 1870–72 von Wilhelm Fraenkel. Der aus dem heutigen Polen stammende Architekt gefiel – er plante auch das Hotel Sacher (1874), das Hotel Habsburg und viele mehr. Sein Stil lässt den Einfluss des damaligen Stararchitekten Theophil Hansen erkennen: Die Eckrisalite und der Dachpavillon verweisen auf Hansens Vorzeigeprojekt, den Heinrichshof neben der Oper.

Ausgebaggerter Keller


Die Fassade mit diesen typischen Eckrisaliten wieder in alter Pracht zu zeigen war eines der Anliegen, das beim aktuellen Umbau (Bauträger SRE Schottenring 18 Real Estate GmbH, Generalplanung Cuubuus Architects & Developers) auf der Liste stand. Und diese war lang, wie Projektleiter Eduard Mair erzählt: „Wir haben ganz auf Customizing, also individuellen Luxus, gesetzt, und dazu gehören neben der persönlichen Planung der Wohnungen auch der angenehme Weg dorthin: eine Tiefgarage samt Lift ins Penthouse, ein Concierge-Service und Gemeinschaftsflächen für Meetings, Empfänge, Kindergeburtstage oder Partys.“


Der bestehende, von der Straße aus sichtbare Dachaufbau aus den 1980er-Jahren wurde komplett entfernt und durch eine neue Stahlkonstruktion ersetzt, die Raumhöhen von 5,2 Metern ermöglicht. Passantenblicken bleibt der Aufbau dezent verborgen. Die dortigen Penthouses verfügen über Dachpools und Terrassen – auch auf den Risaliten.

Die Tiefgarage wurde als zweites Kellergeschoß unter dem Gebäude gegraben – vom Innenhof aus. Zuerst wurden Stützbetonpfeiler in die Erde gerammt, dann wurde das Erdreich ausgebaggert und über eine Rampe nach draußen gebracht. Die Zufahrt erfolgt nun platzsparend über die Wipark-Kempinksi-Garage. „Bau und Anbindung bei vollem Betrieb waren eine organisatorische und ingenieurmäßige Herausforderung“, erzählt Mair von den kniffligen Aufgaben. Die rund 30 Stellplätze sind mit drei Metern Breite gebührend luxuriös bemessen.

Empfangsraum Innenhof


Der nächste Streich: die Überdachung des Innenhofs, der heute vom Haupteingang Schottenring – und nicht wie lange Zeit von der Börsegasse aus – betreten wird. Empfangen vom Concierge, gilt es dann die verglaste helle Lobby zu durchschreiten, um zu Lift und Stiege zu gelangen. Zudem vorhanden: großer Meetingraum, Postraum, Hundedusche sowie Küchenräume fürs Catering.

Während die letzten Wohnungen vergeben werden, ist die Bank of China schon ins Erdgeschoß eingezogen – zum Teil in jene Räume, in denen sich 1946–1958 das Zentralbüro der Cooperative for American Remittances to Europe (Care) befand: die Care-Pakete-Vergabestelle. Die enthaltenen Lebensmittel, Decken und Stoffe linderten die Not – in den schlimmsten Zeiten standen pro Person lediglich 980 Kalorien täglich zur Verfügung, die Hälfte des durchschnittlichen Bedarfs. Eine Gedenktafel erinnert an diese Zeit.
Aus den geplanten 36 Wohnungen wurden – durch Zusammenlegungen – deutlich weniger: Die kleinste davon ist eine Einliegerwohnung für einen Bodyguard mit knapp 40 m2, die größte ein Penthouse mit über 400 m2. So individuell die Grundrisse und Ausstattungen nun sind – die Fenster sind überall gleich. Mair: „Wir haben spezielle Kastenfenster konzipiert, die dem ursprünglichen Stil treu bleiben, aber moderne Sicherheit und Komfort bieten sollen.“ Sowohl Außen- als auch Innenflügel können gekippt werden. Eine Beschattung, die auch als Sichtschutz dient, ist schon integriert.

Zum Objekt, zum Ort

Das 1872 erbaute Haus am Wiener Schottenring im ersten Bezirk wurde ab 2016 generalsaniert und umgebaut. Die Wohnungen liegen auf vier Geschoßen, dazu kommen einstöckige Penthouses. Neue Eigentumswohnungen kosten in der Inneren Stadt zwischen 3489,5 und 15.745,6 Euro/m2.

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