Gold steigt auf neues Jahreshoch

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Die Bullen sind zurück. In Euro ist Gold so viel wert wie seit 2018 nicht, auch in Dollar ist ein neues Jahreshoch erreicht. Noch hängt der Goldpreis aber in einer Widerstandszone fest.

Wien. Der Goldpreis ist am Freitag zum ersten Mal seit April 2017 auf die Marke von 1200 Euro pro Unze gestiegen. Auch in Dollar wurde ein neues Jahreshoch von 1360 erreicht. In anderen Währungen, wie etwa dem Australischen Dollar, wurden sogar neue Allzeithochs markiert. Das Edelmetall stand am Freitag bei fast 2000 Dollar in Australien. Auch in Schwedenkronen wurde ein Allzeithoch erreicht. Die Hintergründe des Anstiegs: Spannungen im Nahen Osten, der laufende Handelsstreit und die Erwartung der Märkte, dass die Geldpolitik weiterhin extrem locker bleiben wird. Unterstützt wird der Goldpreis aber auch von langfristigen Trends.

„Gold wird seit Mitte 2018 verstärkt physisch nachgefragt, etwa in Russland, der Türkei, Polen und Ungarn, und jüngst auch in Indien, wo das Edelmetall insbesondere bei Hochzeiten Verwendung findet“, heißt es in einem Marktkommentar des Bankhauses Krentschker: „Auch Privatanleger haben seit letztem Jahr Gold-ETFs zur Risikodiversifikation gekauft. Auf hohem Niveau stabil blieb die Nachfrage im asiatischen und arabischen Raum, wo traditionell in Gold gespart wird.“ Der Goldpreis befindet sich in der wichtigsten Währung, dem US-Dollar, seit August 2018 in einem Aufwärtstrend. Die Zone zwischen 1350 und 1380 Dollar ist aber eine sehr kritische, denn dort herrscht großer Widerstand. „Sollte diese Marke nachhaltig überwunden werden, ist der Weg frei bis 1500, eventuell sogar bis 1600 Dollar pro Unze“, so die Analysten von Krentschker.

Angst vor Rezession

Das ist auch die Meinung des Goldexperten Ronald Stöferle von Incrementum, der erst vor wenigen Wochen seinen jährlichen, viel beachteten Goldreport veröffentlicht hat: „Aus vielen Gesprächen mit Investoren wissen wir, dass viele noch abwarten und diese Preiszone beobachten. Das erinnert stark an 2008 bis 2009, als wir einige Zeit an der Marke von 1000 Dollar gehangen sind.“ Stöferle erwartet, dass die fortgesetzte lockere Geldpolitik positiv für Gold sein wird, da es zu Inflationsängsten kommen werde.

Auch die gute Performance von Gold im vergangenen Jahr, als der Aktienmarkt bis zu 20 Prozent abgestürzt ist, habe die Aufmerksamkeit der Anleger wieder auf das Edelmetall gerichtet. „Wir werden neue Runden von Quantitative Easing sehen, auch Negativzinsen und Modern Monetary Theory, wo die Fiskalpolitik viel stärker eingebunden wird“, so Stöferle: „Sollte es zu einer Rezession kommen, werden Politik und Notenbanken wieder massiv eingreifen.“

Stunde der Bullen

Einige Experten sehen in dem jüngsten Anstieg des Goldpreises eine Reaktion der Anleger auf die Schubumkehr der Federal Reserve, die nach einigen Zinsschritten nach oben nun wieder nach unten gehen könnte. „Die Menschen sehen eine verschlechterte Makro-Situation und erwarten wohl eine Senkung der Zinsen. Und zwar bald“, sagte Ross Pixley, CEO des Edelmetallhändlers Sharps Pixley zu CNBC.

Aber die Geldpolitik allein erklärt den neuen Glanz des Goldes nicht. Die Spannungen zwischen USA, dem Iran und China sowie die enttäuschenden US-Wirtschaftszahlen tragen ebenso dazu bei. Gold gilt wie der Dollar als sicherer Hafen für Anleger – hat aber, anders als die US-Währung, kein Gegenparteirisiko.

Für Goldbullen ist jetzt die Zeit gekommen, neue Zielmarken auszugeben. Milliardär Paul Tudor Jones glaubt daran, dass der Goldpreis auf 1700 Dollar pro Unze steigen kann, wenn er die Marke von 1400 Dollar durchbrechen kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2019)

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