Das Jahrzehnt der Frauen (in der Kunst)

Standbild aus Dorit Margreiters „Pavilion“-Film, der 2009 bei der Biennale Venedig gezeigt wurde – und jetzt im Wiener Mumok (bis 6. 10.).
Standbild aus Dorit Margreiters „Pavilion“-Film, der 2009 bei der Biennale Venedig gezeigt wurde – und jetzt im Wiener Mumok (bis 6. 10.).(c) APA (DORIT MARGREITER)
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Vor zehn Jahren stellte die Videokünstlerin Dorit Margreiter bei der Biennale Venedig aus, heute im Wiener Mumok: Was passierte dazwischen so für die Frauen in der Kunst? Ein kleiner Abriss.

Vor genau zehn Jahren war es, als im österreichischen Pavillon auf der Biennale Venedig, als in diesem Raum, der von einem Mann (Josef Hoffmann) für Männerkunst (Malerei und Bildhauerei) gemacht wurde, die Frauen übernahmen. Erstmals waren mit Valie Export als (nach Elisabeth Schweeger zweiter) Kommissärin, Silvia Eiblmayr als Kuratorin und drei Künstlerinnen die Frauen in der Überzahl. Elke Krystufek und Dorit Margreiter lieferten spezifisch feministische Beiträge – die eine mit ihrem Blick auf den nackten Mann, die andere mit ihrem Blick auf die cleane Pavillonarchitektur, in der sie eine Truppe queerer Burleske-Tänzerinnen agieren ließ (s. Abb.). Draußen vor der Tür stand ein riesiger, begehbarer Misthaufen von Franziska und Lois Weinberger. Für alle Klischees bestens geeignet.

War diese Biennale ein Turning Point für die Sichtbarkeit von Künstlerinnen? Heute, zehn Jahre später, steht man vor dem Wiener Mumok und freut sich über den groß plakatierten Künstlerinnen-Namen Dorit Margreiters. Hat die seit 2006 die Videokunst-Klasse auf der Akademie leitende Künstlerin damit doch eine der begehrten Einzelausstellungen ergattert. Und nein, das ist nicht selbstverständlich, auch wenn es gefühlt oft so wirkt, als wäre die Bilanz zwischen Männern und Frauen längst ausgeglichen. Diesen Eindruck verstärken spektakuläre Ausreißer wie der von Marina Abramović im MoMA New York (das war 2010!). Und einige Leuchtturminstitutionen wie die Tate London etwa. In Österreich hat diese Funktion das Belvedere inne, wo Stella Rollig das Untere Belvedere schon im zweiten Jahr einer Künstlerin allein zur Verfügung stellt, diesmal Kiki Smith.

Strukturell gut aufgestellt. Schließlich ist heuer auch der Österreich-Pavillon der Biennale Venedig, genau zehn Jahre nach Exports Gruppenausstellung, mit Renate Bertlmann erstmals allein von einer Künstlerin bespielt. Was derart anachronistisch ist im Vergleich zu den Biennale-Auftritten anderer westlicher Länder, wo das längst üblich ist, dass dieses Fakt in der internationalen Berichterstattung dankenswerterweise nicht weiter beachtet wurde.


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