Österreichs Premiere bei der U21-EM beginnt heute gegen Serbien. Ohne Druck möchte die Mannschaft von Werner Gregoritsch nicht „wie das Kaninchen vor der Schlange warten“, sondern die eigenen Stärken ausspielen.
Triest/Wien. Der historische Anpfiff zur EM-Premiere von Österreichs U21-Fußballnationalteam erfolgt heute (18.30 Uhr, live auf ORF1) in Triest. Gegner im ersten Gruppenspiel ist Serbien mit dem neuen Real-Madrid-Star Luka Jović. „Wir sind ein ganz gefährlicher Außenseiter“, erklärte Teamchef Werner Gregoritsch. Dass seine Mannschaft das Potenzial für Überraschungen besitzt, hat sie mit dem 3:1-Testsieg gegen Mitfavorit Frankreich am Dienstag unterstrichen. „Wir haben eine gute Mannschaft und wollen etwas Besonderes erreichen und die Menschen in Österreich begeistern.“
Als Vorbild hat der Teamchef unter anderem die ÖFB-Frauen auserkoren, die bei ihrer EM-Premiere 2017 sensationell bis ins Halbfinale vorgestoßen sind. Nicht nur die defensive Glanzleistung (nur ein Gegentor im Turnier) hat Gregoritsch beeindruckt: „Wie die Spielerinnen miteinander umgegangen sind, mit welcher Freude sie Erfolgserlebnisse gefeiert haben, da hat es niemanden gegeben, der nicht im Boot war. Die Begeisterung der Frauen für die Sache, das war schon etwas Spezielles und hat mir imponiert.“
Ein Auftaktsieg seiner Jungfußballer könnte einen ähnlichen Lauf ins Rollen bringen. Deshalb möchte man gegen Serbien nicht nur gut verteidigen, sondern wie zuletzt gegen Frankreich die eigenen Stärken im Umschaltspiel zum Ausdruck bringen. „Wir werden nicht den Autobus ins Tor stellen und wie das Kaninchen vor der Schlange warten. Es wäre auch eine Vergewaltigung von Spielern wie Wolf, Honsak oder Schlager, wenn sie nur Defensivarbeit leisten müssten“, sagte Gregoritsch. Die Schnelligkeit der Offensivkräfte soll ausgenützt werden. „Wir können ihnen sehr wohl viele Schmerzen bereiten“, ist sich der mit 61 Jahren älteste Trainer dieser EM-Endrunde sicher. Seit Freitag feilt Gregoritsch mit seinem Team in Corno di Rosazzo an der Feinabstimmung. Druck verspüre man als einziger Turnierneuling keinen.
„Man kann das nicht vergleichen. Das A-Team hat einen ganz anderen Druck der Öffentlichkeit, wir sind das Gegenteil, können es ein bisschen anders angehen und nur gewinnen“, so der ÖFB-Coach.
Für Innenverteidiger Kevin Danso ist das Turnier ein „Karrierehighlight“, die Vorfreude auf das direkte Duell mit Jović groß. Den serbischen Stürmerstar kennt der Augsburg-Legionär bereits aus der deutschen Bundesliga, ihn auszuschalten sei die „halbe Miete“, war Danso überzeugt. Um die Dimension der Herausforderung wusste auch Torhüter Alexander Schlager: „Solche Spieler sind schwer zu berechnen, weil sie jederzeit für einen Genieblitz gut sind.“
Während die Abwehrspieler Jović so gut wie möglich neutralisieren wollen, möchten die ÖFB-Offensivspieler dem Star die Show stehlen. „Sie haben richtige Hochkaräter drinnen, eine unglaubliche Truppe. Wir wollen aber befreit aufspielen und zeigen, dass auch wir gute Fußballer haben“, sagte Sasa Kalajdzic. Für den Zweimeter-mann ist die Partie in mehrfacher Hinsicht besonders, hat er doch serbische Wurzeln und zählt Jović zu seinen Vorbildern.
Alle sind sich einig, dass die Neuauflage der Qualifikationsduelle (1:3 in Maria Enzersdorf, 0:0 in Novi Sad) ein Schlüsselspiel im Kampf um den Aufstieg ins Semifinale darstellt, das neben den drei Gruppensiegern auch der beste Zweite erreicht. Der Einzug in die Vorschlussrunde würde auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio bedeuten. Auf dem Weg dorthin warten mit Dänemark (Donnerstag) und Deutschland (Sonntag/jeweils Udine) aber noch zwei weitere große Aufgaben. (red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2019)