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Huawei kürzt nun doch drastisch die Produktion

Huawei-Chef Ren Zhengfei kündigt Produktionskürzungen an.
Huawei-Chef Ren Zhengfei kündigt Produktionskürzungen an.APA/AFP/HECTOR RETAMAL
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Um 30 Milliarden Dollar soll die Produktion innerhalb der nächsten zwei Jahre gekürzt werden. Ein Schaden auch für Chip-Hersteller wie Qualcomm und Intel, die bei der US-Regierung gegen den Boykott intervenieren.

Huawei war auf dem besten Weg die Nummer eins am Smartphone-Markt zu werden. Mit den Restriktionen durch US-Präsident Donald Trump hat man sich von diesem Ziel bereits verabschiedet. Nun erklärte der Firmengründer Ren Zhengfei, dass „in den nächsten beiden Jahren die Produktion um 30 Milliarden Dollar gekürzt“ wird. Vor zwei Wochen hieß es noch, dass Berichte über Produktionsstopp der Laptop-Serie und zurügefahrene Produktionslininen unrichtig sind. Indes bemühen sich US-Chiphersteller eine Lockerung des Verbots zu erreichen.

Qualcomm und Intel haben sich an das US-Handelsministerium gewandt, sagen mit dem Vorgang vertraute Personen. Die Unternehmen argumentierten, dass Huawei-Produkte wie Smartphones und Computerserver gängige Teile verwendeten und es wahrscheinlich dabei nicht die gleichen Sicherheitsbedenken gebe wie bei der Ausrüstung für das neue 5G-Mobilfunknetz. "Es geht hier nicht darum, Huawei zu helfen. Es geht darum, Schaden für amerikanische Unternehmen abzuwenden", sagte ein Insider. 

Beim Ankauf von Hardware gab Huawei 2018 insgesamt 70 Milliarden Dollar aus. Knapp elf Milliarden Dollar gingen dabei an US-Unternehmen wie Qualcomm, Intel und Micron Technology.

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Die Kürzungen in der Produktion werden daher auch US-Unternehmen spüren. Aus eben diesem Grund versucht auch Google zu intervenieren und die US-Regierung davon zu überzeugen, dass der Smartphone-Sektor von dem Bann ausgenommen wird.

2018 verzeichnete Huawei noch ein Umsatzplus von 20 Prozent auf 104 Milliarden Dollar. Das sei mit dem anhaltenden Boykott nicht möglich. Ren Zhengfei geht davon aus, dass die Erlöse in diesem und nächsten Jahr bei rund 100 Milliarden Dollar liegen werden. Für 2019 sehen die Prognosen dennoch düster aus. Zwischen 40 und 60 Prozent sollen die Smartphone-Verkaufszahlen fallen. Für ein Unternehmen das von den 2018 weltweit 206 Millionen verkauften Smartphones für knapp die Hälfte verantwortlich war, ein herber Rückschlag.

„Wir haben nicht erwartet, dass es so schlimm wird“ 

Seit Wochen arbeitet die Rechtsabteilung des Unternehmens daran, die Bedingungen des Boykotts auseinander zu nehmen und auf Schwachstellen zu prüfen. „Wir haben nicht erwartet, dass der Schaden schlimm sein wird“, erläutert der Huawei-Chef in einem seiner seltenen Interviews. Man habe sich vorbereitet wie bei einem kaputten Flugzeug. Man habe sich um den Motor und die Kraftstoffversorgung gekümmert, aber dabei andere Teile vergessen.

Das werde aber keine Auswirkungen auf die Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben. In diesem Bereich soll nicht gekürzt werden.

Huawei sucht nach Alternativen

Der chinesische Hersteller steht vor dem Problem, dass durch den Boykott nicht nur ein Betriebssystem samt Ökosystem fehlt, sondern - viel wichtiger - auch die Prozessoren. Nachdem ARM die Partnerschaft mit Huawei beendet hat, können keine weiteren Kirin-CPUs entwickelt werden, da diese auf der Architektur des britischen Herstellers beruhen.

An der Betriebssystem-Alternative „Hongmeng“ wird unter Hochdruck gearbeitet. Hongmeng bedeutet so viel wie „frühere Epochen zerschlagen, ein neues Zeitalter erschaffen“ Medienberichten zufolge will Huawei aber auch Alternativen prüfen. Derzeit im Gespräch scheint Sailfish OS. Das von Ex-Nokia-Mitarbeitern entwickelte Betriebssystem basiert auf Linux. Das Sailfish-Fork Aurora OS soll bereits intern getestet werden.

Dem finnischen Unternehmen, das 2015 kurz vor dem Ende stand, könnte der Riesenauftrag durchaus neues Leben einhauchen.