Ibiza-Affäre: Warum Politiker ein Thema an sich ziehen

Ob Kanzlerabwahl oder Mail-Affäre: Sebastian Kurz versucht, auch aus vermeintlich unangenehmen Ereignissen politisches Kapital zu schlagen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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ÖVP–Chef Sebastian Kurz dementiert pikante Mails, über die gar nicht berichtet wurde. Aber wieso macht er das?

Wien. Im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre seien Mails im Umlauf, die angeblich von ihm und Gernot Blümel stammen sollen. Doch diese seien gefälscht, erklärte ÖVP-Chef Sebastian Kurz am Montag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz, die er zusammen mit ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer abhielt. Doch warum ging Kurz bei dem Thema so in die Offensive und was hat das alles mit seinem Wahlkampf zu tun?

1. Was spricht dagegen, als Politiker Themen vor einer medialen Enthüllung zu thematisieren?

Der Artikel des Mediums, das an der Sache recherchierte, ist gar nicht erschienen. Unklar ist, ob er überhaupt noch erscheint. So gesehen kann der Versuch eines Politikers, der Enthüllung eines Themas zuvorzukommen, nach hinten los gehen. Denn die ominösen Mails wurden durch die Pressekonferenz von Kurz erst recht ein Thema.

Man kennt so etwas auch als Streisand-Effekt. Er geht zurück auf die US-Sängerin Barbra Streisand, die einem Fotografen per Klage untersagen wollte, auf einer Website Fotos von Streisands Haus herzuzeigen. Dadurch wurden erst recht viele Leute auf die Bilder aufmerksam und schauten sie sich an. Im konkreten Fall wurde zumindest der politische Gegner aufmerksam. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker erklärte, die ÖVP agiere wie nach der Methode eines Diebes, der selbst „Haltet den Dieb!“ schreit.


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