U21-EM: Der Nachwuchs hat die Matura bestanden

Österreichs U21-Teamspieler begeisterten im EM-Auftaktspiel gegen Serbien.
Österreichs U21-Teamspieler begeisterten im EM-Auftaktspiel gegen Serbien.(c) APA/ROBERT JAEGER
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Das 2:0 gegen Serbien lässt Österreich träumen. Am Donnerstag wartet Dänemark.

Triest/Wien. Österreichs U21-Fußballnationalteam hat gleich bei seiner EM-Premiere aufgezeigt. Nach dem 2:0-Sieg gegen Mitfavorit Serbien am Montag scheint für die Auswahl von Trainer Werner Gregoritsch in Italien viel mehr möglich, als selbst die Mannschaft ursprünglich angenommen hatte. „Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, ähnlich jenem eines Vaters, wenn sein Sohn die Matura gemacht hat“, sagte der 61-jährige Gregoritsch. Wenn man das erste Mal an einer EM teilnehme und gleich das erste Spiel gewinne, sei das „natürlich ein besonderer Erfolg“. Dem konnte der im defensiven Mittelfeld aufgebotene Kapitän Philipp Lienhart nur zustimmen: „Der Sieg war enorm wichtig und ist sehr hoch einzuordnen. Gleich das erste EM-Spiel überhaupt zu gewinnen, macht die Sache noch viel schöner.“

Besonders erfreut war man im ÖFB-Lager über das Zustandekommen des Sieges. „Die Mannschaft hat alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Die defensive Leistung war stark, wir waren kompakt und das Umschaltverhalten war auch gut. Es ist alles aufgegangen“, resümierte Gregoritsch. Der zu Real Madrid wechselnde Luka Jović konnte sich mit Ausnahme eines Lattenkopfballs (50.) kaum entfalten. „Wir haben Jovic stillgehalten, das war das Wichtigste“, betonte Innenverteidiger Kevin Danso. Die vorbildhafte Defensivleistung war nicht nur ein Verdienst der Abwehr. Taktische Disziplin zeichnete das gesamte Team aus. „Ich will nicht nur die Verteidigung loben, sondern auch, wie die Spieler vorne angelaufen sind. Wir haben alles reingeworfen, die Räume gut eng gemacht und sehr gut verteidigt“, konkretisierte Lienhart. Steigerungsbedarf gab es nur in der Chancenverwertung. Xaver Schlager, Mathias Honsak oder Ivan Ljubic ließen Topmöglichkeiten aus. „Das Einzige, was man bemängeln kann, ist, dass wir drei oder vier Tore mehr machen müssen“, war sich auch Gregoritsch bewusst.

„Wir beginnen bei Null“

Dieser Umstand könnte sich vielleicht noch rächen. Neben den drei Gruppensiegern steigt nur der beste Zweite ins Halbfinale auf. Zumindest dem zweiten Rang kam die ÖFB-Elf aber näher. „Wir werden jetzt nicht aus allen Wolken fallen und groß feiern. Wir müssen schauen, sehr geerdet zu bleiben“, gab Gregoritsch die Marschrichtung für die nächsten Tage vor.

Die Spieler waren sich dessen bewusst. „Wir müssen am Boden bleiben. Es warten noch extrem starke Gegner, wo wir wieder bei Null beginnen“, sagte Sascha Horvath. Der praktisch nicht geprüfte Torhüter Alexander Schlager sah die Ausgangslage vor dem Donnerstag-Duell (18.30 Uhr, live ORF 1) mit den noch punktlosen Dänen wie vor der ersten Partie. „Wenn wir im nächsten Spiel nicht performen, können wir uns um diesen Sieg nichts kaufen.“

Die Brust der ÖFB-Spieler ist nach dem zweiten Topergebnis innerhalb weniger Tage (3:1-Testsieg gegen Frankreich) jedenfalls noch breiter geworden. „Wir haben gesehen, dass wir mit den Großen mitspielen können, natürlich stärkt das das Selbstvertrauen“, meinte Horvath. Er bereitete das 1:0 (37.) von Wolf mit einem Stangenschuss vor und sorgte nach Zuruf seines auf der Tribüne sitzenden Vaters mit einem flach im langen Eck versenkten Freistoß (78.) für die Entscheidung. „Es ist ein unbeschreibliches, geiles Gefühl.“

Schwaches Frühjahr

Für Horvath war es sein zweiter Treffer im 20. Länderspiel, im Frühjahr hatte er im Dress von Wacker Innsbruck nicht getroffen. „Ich habe jetzt schon lange darauf warten müssen“, sagte der 22-Jährige, der sich in Italien auch ein Stück weit den Frust von der Seele spielen will. „Das letzte halbe Jahr war sportlich nicht gerade das beste für mich.“ Gregoritsch aber hat dem torgefährlichen Spielmacher das Vertrauen geschenkt. „Er hat immer an mich geglaubt“, bestätigte der als „Man of the match“ ausgezeichnete Horvath.

Ähnliche Vorstellungen sollen folgen, das ÖFB-Team hat Lunte gerochen. „Wenn wir so weitermachen, wird es für jeden Gegner schwierig, gegen uns Tore zu machen“ sagte Danso. (red/ag)

Gruppe B

SP S U N TORE P
1. Deutschland 1 1 0 0 2 3
2. Österreich 1 1 0 0 2 3
3. Dänemark 1 0 0 1 -2 0
4. Serbien 1 0 0 1 -2 0

Österreich – Serbien 2:0. Tore: Wolf (37.), Horvath (78.). Deutschland – Dänemark 3:1.

Spielplan: Österreich – Dänemark (Donnerstag, 18.30), Österreich – Deutschland (Sonntag, 20.45).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2019)

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