Ultimatum an Pfarrer, der gegen Bischof rebelliert

Ein steirischer Priester weigert sich, versetzt zu werden.

Pöllau/Graz/Wien. Ein 58jähriger steirischer Pfarrer rebelliert gegen Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl. Roger Ibounigg will sich nicht aus den Pfarren Pöllau und Pöllauberg mit der nach Mariazell bedeutendsten steirischen Wallfahrtskirche versetzen lassen. Genau das verlangt sein Vorgesetzter nun mit Schreiben an ihn.

Er werde versuchen im Gebet zu „ertasten, was Gottes Wille ist“, sagt Ibounigg am Dienstag im Gespräch mit der „Presse“. Das bei der Priesterweihe abgelegte Gelöbnis, dem Bischof gehorsam zu sein, spiele eine wichtige Rolle – nicht die alleinige. Ibounigg ist kein Nobody. Er gilt als betont konservativ. Seit Jahren veranstaltet er Jugend- und Jungfamilientreffen, seine Fangemeinde erstreckt sich bis Wien. Er hat ein Liederbuch zusammengestellt (Singe Jerusalem) und verfasst Gedichte („Wohl der Kirche, die ihn hat: den Gott geweihten Zölibat!“).

Und: Ungefähr die Hälfte der Mitglieder des Pfarrgemeinderats hat wegen Ibounigg das Amt niedergelegt. Nach mehreren versuchen der Mediation ist für die Diözesanleitung klar: Es sei ihm nicht gelungen, die Pfarre zu einen.

Vergleich mit Jesus?

Ibounigg erwidert: „Auch Jesus ist es nicht gelungen, zu einen.“ Ob er sich mit Jesus vergleiche? „Jesus war ohne Sünde und ist am Kreuz gestorben. Ich bin mit Sünde.“ Bischof Krautwaschl will die Versetzung nicht als Strafsanktion verstanden wissen. Pfarrer Ibounigg widerspricht erneut: „Natürlich ist das eine Strafsanktion.“ Wie er sich Kritik an ihm erklärt? „Ich vertrete die unverkürzte Morallehre der Kirche und mir ist die eucharistische Anbetung besonders wichtig.“ Bis 2. Juli hat er Zeit, dem Wunsch des Bischofs zu entsprechen. Andernfalls droht ein Amtsenthebungsverfahren. (d. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2019)

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