Die von der rot-grünen Stadtregierung in Wien beschlossene Novelle zum sozialen Wohnbau erweist sich als kontraproduktiv. Denn nun werden Baugrundstücke gehortet.
Wien. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Wien wird viel über leistbares Wohnen diskutiert. Im nächsten Jahr wird in der Bundeshauptstadt auch ein neuer Gemeinderat gewählt. Es ist davon auszugehen, dass Wohnen eines der Hauptthemen im Wahlkampf sein wird. Um bei ihren Wählern zu punkten, hat die rot-grüne Stadtregierung im Vorjahr eine Novelle der Wiener Bauordnung beschlossen. Damit soll der soziale Wohnbau gefördert werden. Vor allem die Grünen setzten sich dafür ein. Demnach gilt bei Um- und Neuwidmungen von Grundstücken die Vorschrift, dass zwei Drittel der dort errichteten Neubauwohnungen für den sozialen Wohnbau reserviert werden müssen. In bestehende Widmungen wird nicht eingegriffen.
Obwohl die Novelle erst seit einigen Monaten in Kraft ist, zeichnet sich schon ab, dass der von Rot-Grün erhoffte Effekt nicht eintreten dürfte. Wie Vertreter des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich am Dienstag vor Journalisten betonten, seien in Wien zwar die Preise für Baugrundstücke gesunken. „Dies führt aber dazu, dass kaum verkauft wird“, sagt der Wiener Fachgruppenobmann Michael Pisecky. Die Eigentümer warten ab und horten die Grundstücke. Gleichzeitig sind aber die Preise für bereits gewidmete Grundstücke gestiegen, weil dort die neue Regelung nicht gilt. Daher dürften die dort errichteten Wohnungen teurer werden. Der Fachverband in der Wirtschaftskammer hat zu diesem Thema eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden. Pisecky erwartet, dass die Novelle nach den Wiener Wahlen zurückgenommen wird.