Weiter Aufregung um türkises Familienfest

Dieter Kandlhofer, heute Präsidialsektionschef.
Dieter Kandlhofer, heute Präsidialsektionschef.(c) Lukas Aigelsreither
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Peter Pilz behauptete, der frühere Generalsekretär im Kanzleramt habe mit seiner Firma das Fest am 1. Mai organisiert. Das veranstaltende Ministerium wies das als völlig falsch zurück. Einen ÖVP-Konnex gibt es aber.

Wien. Das Familienfest im Schlossgarten von Schönbrunn, das heuer am 1. Mai zum ersten Mal stattfand, sorgt weiter für Aufregung. Inoffiziell galt es als eine Art Gegenveranstaltung der ÖVP zum 1.- Mai-Aufmarsch der SPÖ auf dem Wiener Rathausplatz.

Offizielle Veranstalter waren das ÖVP-geführte Nachhaltigkeitsministerium mit dem Bundesgartenamt und das ebenfalls ÖVP-geführte Familienministerium, das im Kanzleramt seinen Sitz hatte. Sowohl Bundeskanzler Sebastian Kurz als auch die Ministerinnen Juliane Bogner-Strauß und Elisabeth Köstinger traten beim Familienfest auf.
Für die erste Aufregung sorgten dann die Neos, die mittels parlamentarischer Anfrage herausfanden, dass das Fest den Steuerzahler 230.000 Euro gekostet hat.

Gestern folgte dann Peter Pilz von der Liste Jetzt: Organisiert worden sei das Fest von einer „kleinen, unbekannten Firma in Niederösterreich namens wideho.at“, so Pilz. Das 2016 gegründete Unternehmen gehört zu 50 Prozent dem früheren Generalsekretär im Bundeskanzleramt, Dieter Kandlhofer, der nach der Ablöse aller Generalsekretäre interimistischer Leiter der Präsidialsektion wurde. Firmensitz ist die Privatadresse Kandlhofers. Die andere Hälfte des Unternehmens gehört Florian K., der ÖVP-Gemeinderat in Niederösterreich ist und das Familienfest moderiert hatte.

Peter Pilz kündigte nicht nur eine parlamentarische Anfrage an, er forderte auch die Entfernung Kandlhofers aus dem Bundeskanzleramt. Pilz warf ÖVP-Chef Sebastian Kurz Freunderlwirtschaft vor. Und zeigte sich verwundert darüber, wie unverschämt und offen hier Parteifreunde bedient werden. „Die Bundesgärten mussten offenbar den Generalsekretär im Bundeskanzleramt düngen.“ Der Abgeordnete äußerte den Verdacht auf verdeckte Parteienfinanzierung und forderte die ÖVP auf, aus ihrer Parteikasse die 230.000 Euro der Republik und damit den Steuerzahlern zurückzuzahlen.

Andere Firma

Das Nachhaltigkeitsministerium, zu dem auch die Bundesgärten ressortieren, hat die Vorwürfe von Peter Pilz danach als völlig falsch zurückgewiesen. Die Organisation des Festes sei von der Agentur Media Contacta durchgeführt worden, wie in einer aktuellen parlamentarischen Anfragebeantwortung bereits bekannt gegeben worden sei. Kandlhofers Firma Wideho habe lediglich 1500 Euro für die Moderation erhalten.
Die Inhaber der Media Contacta geben über den Innova-Verlag übrigens diverse Printprodukte, so etwa auch die Parteizeitung der ÖVP Niederösterreich, heraus.

Wörtlich hieß es vonseiten des Ministeriums: „Die heute von Peter Pilz erhobenen Behauptungen sind wahrheitswidrig und falsch. Es gab keinen Auftrag des Bundesministeriums an die Firma Wideho. Das Familienfest wurde von mehreren Dienstleistern im Auftrag der Österreichischen Bundesgärten organisiert. Für die Moderationsleistung bei diesem Fest hat einer dieser Dienstleister einen Subauftrag im Wert von 1500 Euro an Wideho vergeben.“ (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2019)

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