Shitstorm nach Spendenaufruf für Influencer-Urlaub

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Ein deutsches Influencer-Pärchen will mit dem Tandem nach Afrika radeln und braucht dafür 10.000 Euro. Das stößt vor allem auf eines: Unverständnis.

"Sucht euch einen Job", "Werdet erwachsen", "Mir hat immer gefallen, was ihr gemacht hat, aber das ist lächerlich". Die Reaktionen auf ihre GoFundMe-Kampagne haben sich Catalin Onc und Elena Engelhardt wohl anders vorgestellt. Aber die beiden deutschen Influencer rufen auf der Spenden-Plattform eben nicht zur finanziellen Unterstützung bei Notfällen, Gedenkfeiern oder für Charity-Organisationen auf, sondern für eine Reise nach Afrika.

Das Paar will mit dem Tandem nach Afrika radeln und benötigt dafür 10.000 Euro. "Wir könnten einen langen Text über mentale Gesundheit und globale Erwärmung schreiben. Wir könnten euch erzählen, wie wichtig es ist, seinen Träumen zu folgen und aus der Komfortzone zu treten.(...). Aber wir werden es euch zeigen. Weniger reden, mehr Aktion", heißt es zum Spendenaufruf.

Dreist und unverschämt

Der kommt bei den aktuell 41.800 Followern aber gar nicht gut an. Die Aktion wird stark kritisiert, die beiden Influencer seien dreist und unverschämt. Sie sollten sich einen Job suchen und ihre Reise selbst finanzieren. Dabei ist es auch nicht das erste Mal, dass das Influencer-Pärchen seine Reisen durch Spendenaufrufe finanziert. Vor einer Wanderung nach Italien bat das Paar um Geld und berichtete von Überweisungen. Ihren Lifestyle finanzieren die Beiden ansonsten hauptsächlich durch die Mutter von Catalin Onc, die zwei Jobs hat.

Auch die Fans des Paares können die Aktion nicht wirklich verstehen. "Ich mag euch beide wirklich gerne und folge euch auf Instagram seit einiger Zeit, aber ich verstehe wirklich nicht, wie das Menschen mit mentalen Gesundheitsproblemen helfen soll. Es hört sich wie ein Abenteuer und ein lustiger Trip für euch beide an (...). Fotos machen und über die Reise schreiben wird niemanden helfen und die Schönheit des Reisens hat nichts mit der globalen Erderwärmung oder dem Bewusstsein für psychische Gesundheit zu tun."

Schlechtes Image für Influencer

Andere Influencer fühlen sich ebenfalls angegriffen: "Das ist eine Beleidigung für alle anderen Influencer, die sich täglich den Arsch abarbeiten um dorthin zu gelangen, wo sie sind. Nicht einmal habe ich  Firmen um irgendetwas gratis gebeten oder meine Follower. Ich arbeite hauptberuflich außerhalb der sozialen Medien. Warum? Weil man das so macht und ich Rechnungen zu zahlen habe."

Dass der Spendenaufruf nicht gut ankommt, schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Von den erhofften 10.000 Euro wurden bisher nur 287 Euro gespendet. Dafür konnte das Paar seine Followerzahl steigern. Viele davon sind wohl gespannt, ob es mit der Reise doch noch etwas wird.

Das Paar hat auf Instagram auf die Kritik reagiert, will das aber so nicht stehen lassen. "Wenn man Tattoos und eine hübsche Freundin hat und Follower auf Instagram, dann öffnet das Türen für uns, das stimmt. Wir könnten einen verschwenderischen Lebensstil führen und nur diesen zeigen, wie es die meisten Menschen auf Instagram tun. Aber wir haben uns dagegen entschieden. (...) Im Moment haben wir nicht viel, wir akzeptieren Geld von meiner Mutter und auch Spenden, aber das verstecken wir nicht. Wir lernen viel aus dieser Situation."

Hotels wehren sich gegen Schmarotzer

Dass Influencer immer wieder ihre Followerzahl gegen eine Gratis-Unterkunft in Hotels tauschen wollen, zeigen Fälle, in denen Hotels Influencern Hausverbot erteilen oder öffentliche Stellungnahmen abgeben. So wie das Hotel "White Banana Beach Club" auf der philippinischen Insel Siargao. "Wir möchten gerne mitteilen, dass White Banana nicht daran interessiert ist, mit selbsternannten 'Influencern' zusammenzuarbeiten. Und wir schlagen vor, dass sie eine andere Möglichkeit suchen, kostenlos zu essen, zu trinken und zu schlafen. Versucht es mal mit richtiger Arbeit", postete das Hotel etwa eine Stellungnahme auf Facebook vor drei Monaten.

Man habe nichts gegen richtige Influencer einzuwenden, nur gegen Schmarotzer. Man habe auch schon mit Influencern zusammengearbeitet. "Wenn es sich um richtige Influencer handelt, dann kontaktieren wir sie und bieten ein Gehalt oder etwas anderes an. Aber sie kontaktieren uns nicht, weil sie uns nicht brauchen. Wir brauchen sie."

Tourismus reagiert auf Social Media

Denn Social Media hat Tourismus verändert. Die Bedeutung leistungsstarker Netze für Destinationen wächst rasant. Reisende verlangen nach „Instagrammability". Und der "Insta-Faktor" hat zunehmend Einfluss auf die Urlaubsentscheidung. Hoteliers reagieren zunehmend auf das Bedürfnis einer meist jüngeren Klientel nach lifestyleoptimiertem Ambiente, das sich mit möglichst vielen Followern teilen lässt. So beeinflusst die Darstellbarkeit zunehmend die Gestaltung neuer Hotels, Lokale und Attraktionen.

Doch die erste Blauäugigkeit ist vorbei, sagte die Hamburger Tourismusforscherin Ina zur Oven-Krockhaus im Gespräch mit der „Presse“ 2018. Große Hotels und Veranstalter seien vorsichtiger im Umgang mit Influencern geworden. Viele filtern die Anfragen einfach strenger, holen sich Experten ins Haus oder kooperieren mit Agenturen.

(chrile )

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