Schafiges Hundefell

(c) Carolina Frank
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Der Hund muss dringend zum Friseur. Was das Fell angeht, funktioniert er nämlich wie ein Schaf.

Der Hund muss dringend zum Friseur. Was das Fell angeht, funktioniert er nämlich wie ein Schaf: Haart nicht, dafür wächst er zu. Momentan sieht er nicht nur nichts mehr, sondern es ist ihm auch wahnsinng heiß. Der Hundefriseur aber ist ausgebucht. Termin erst in sechs Wochen (da werden die Tage auch schon wieder kürzer), und der Termin würde drei Stunden dauern. Ich gehe übrigens auch nicht besonders gern zum Menschenfriseur. Erstens will ich, wenn überhaupt, spontan gehen und nicht schon Wochen vorher einen Termin ausmachen, zweitens geben meine verbliebenen Haare die angebotene Prozedur einfach nicht mehr her, und drittens bekomme ich beim Friseur Anflüge von Flugangst. Also nehme ich den Bartschneider und eine Schere und gehe mit dem Hund in den Garten ­hinaus. Der Bartschneider ist für alles Mögliche geeignet, für schafiges Hundefell definitiv nicht. Ohne Aufsatz schneidet er manchmal nicht, dann wieder tiefe Löcher ins Fell, mit Aufsatz würde die Prozedur nicht drei Stunden wie beim Hundefigaro dauern, sondern eher die ganzen sechs Wochen bis zum nächsten Termin. Also eben Schere. Da mache ich es so, wie man es beim Friseur immer sieht. Ich nehme die Schere in die rechte Hand und verwende die linke Hand als Abstandskontrolle, indem ich mir sein Fell zwischen die Finger klemme. Das funktioniert anfangs ganz gut, bis ich mit einem Fellbüschel die Knöchelkuppe meines Mittelfingers erwische. Ich blute, der Hund nützt mein Innehalten, um sich in eine Ecke weit weg von mir zu verrollen, sein Rücken schaut aus wie bei einem Kamel, das gerade das Fell wechselt. Ich hoffe, bis zum Termin im Hundesalon in sechs Wochen hat sich sein Fell zumindest so weit erholt, dass er sich nicht mehr so genieren muss.

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