Zölibat: "Autorität des Vatikans wird überschätzt"

Zoelibat Autoritaet Vatikans wird
Zoelibat Autoritaet Vatikans wird(c) AP (Joerg Sarbach)
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Laienorganisationen sind erfreut über Bischof Ibys Aussagen über das Ende des Pflichtzölibats. Von dessen Amtskollegen kommt - vorerst - kein Kommentar.

Zum Vorschlag des burgenländischen Bischofs Paul Iby in einem "Presse"-Interview, den Pflichtzölibat abzuschaffen, schweigen dessen Amtskollegen. Auf Anfrage der APA hieß es vonseiten der Presseabteilungen der Bischöfe unisono "kein Kommentar". Man verweist auf eine "Kommunikationsvereinbarung", wonach man die Aussagen eines anderen Bischofs nicht kommentiere. Es sei aber anzunehmen, dass beim Kongress der Pfarrgemeinderäte von 13. bis 15. Mai in Mariazell das Thema aufs Tapet kommt, hieß es vom Pressesprecher der Erzdiözese Salzburg. An dem Kongress werden alle Bischöfe teilnehmen, möglicherweise könnte es dann auch eine Aussage der Bischöfe zu diesem Thema geben.

Bei Laienorganisationen sowie der Pfarrerinitiative wurde der Iby-Vorschlag hingegen freudig aufgenommen. Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche", erklärte, es dürfte sich nun "doch offensichtlich ein Umdenken breitmachen". Gleichzeitig zeigte er sich - wie auch Herbert Kohlmaier von der "Laieninitiative" - skeptisch, was die Umsetzung betrifft. Optimistischer ist Helmut Schüller von der Pfarrer-Initiative, es müssten sich nun die "gleichgesinnten Bischöfe" zusammentun, forderte er.

Zusammenhang mit Rücktrittsgesuch

"Wir sind Kirche"-Vorsitzender Hurka befürchtet, dass sich in Rom in mittelbarer Zukunft nicht all zu viel ändert. Denn der Vorstoß Ibys sei auch unter dem Aspekt zu sehen, dass der Bischof bereits sein Rücktrittsgesuch eingereicht hat. Damit sei er nicht mehr der "strengen Rechenschaftspflicht" untergeordnet. "Es ist ganz offensichtlich so, dass der Vatikan die Bischöfe gesteuert hat. Ein Rücktritt ist eine der Möglichkeiten, aus dieser Steuerung herauszutreten", so Hurka. Der Obmann der "Laieninitiative", Kohlmaier, sagte, die Aussagen Ibys seien "in jeder Hinsicht zu begrüßen". Diese seien vernünftig und würden "aus der Sorge eines Seelsorgers" kommen - wenn auch "leider ein bisschen spät". Auch er sieht einen Zusammenhang mit dem Rücktrittsgesuch.

Gleichzeitig zeigte Kohlmaier wenig Optimismus in der Sache: "Solange (Papst, Anm.) Benedikt im Amt ist wird sich nichts bewegen." Das Kirchenoberhaupt sei der "irrigen Meinung, dass die Beziehung zu einer Frau kultisch unrein macht", so Kohlmaier. Und diese "schreckliche Fehlmeinung" werde Benedikt XVI. sicher nicht ablegen. Daher glaubt er auch nicht, dass Vorstöße wie jene Ibys Wirkung zeigen werden: "Ich fürchte, dass es ganz vergeblich ist, solange der Vatikan alles vorgibt und auch die Meinung der Bischöfe nicht ernst nimmt." Gleichzeitig vermerkte er positiv, es seien immer mehr Bischöfe, die sich zur Abschaffung des Pflichtzölibats offen äußerten.

Gleichgesinnte Bischöfe sollen sich zusammentun


Optimistischer gab sich Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative: "Der Vatikan würde in dem Augenblick, in dem die Bischöfe wirklich aufzeigen, sehr rasch sehr klein sein." Die Autorität des Vatikans werde "vollkommen überschätzt", so Schüller. "Das ganze absolutistische System, dass eine Art Schweigespirale aufbaut, würde rasch zusammenbrechen, wenn sich Bischöfe, die sich ihrer Basis verpflichtet fühlen, gemeinsam aufzeigen und schauen, dass in Rom Ordnung gemacht wird." Dort müsse eine "völlig abgehobene Kurie" eingefangen werden. Daher hoffe er, dass sich gleichgesinnte Bischöfe zusammentun, "damit Iby nicht im Regen stehen gelassen wird."

(APA)

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