Ein Supermarkt voll Konzeptkunst

Eine Performerin macht die typische Geste – den erhobenen Zeigefinger – des slowakischen Konzeptkunst-Grandseigneurs Július Koller (1939–2007) mitten im Lidl-Supermarkt auf der Wiedner Hauptstraße.  Ein Gruß an den Kosmos.
Eine Performerin macht die typische Geste – den erhobenen Zeigefinger – des slowakischen Konzeptkunst-Grandseigneurs Július Koller (1939–2007) mitten im Lidl-Supermarkt auf der Wiedner Hauptstraße. Ein Gruß an den Kosmos.(c) Oliver Ottenschläge
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Was für eine „Aktivierung“! Im Haus Wittgenstein und in der ehemaligen Generali Foundation, heute ein Supermarkt, wird die Erste-Bank-Sammlung wieder lebendig.

Vor der Kassa liegt ein älterer Herr am Boden. Er legt sich, langsam, eine Münze nach der anderen aufs Gesicht. Wenig später sieht man ihn vor dem Milchregal den neonazistischen Kühnengruß machen, gleich darauf, die Faust an der Schläfe, den Gruß der Partisanen. Im Gang mit den Getränken schreckt man zurück – der Mann kauert jetzt versteckt hinter der Tiefkühltruhe. Ein schweres Hitzeopfer?

Nein, eine Aktivierung, und zwar eine doppelte. Im Vordergrund steht die Aktivierung von Gesten und Performances, die widerständige Künstler im ehemaligen Ostblock vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelt haben. Dafür ist diese Kunstszene international bekannt, dafür stehen Namen wie Jiří Kovanda (Handlungsanweisung in Prag 1977: Ich gehe vorsichtig wie über dünnes Eis), Július Koller (ja, der Mann beim Kühlregal streckt auch einmal in typischer Koller-Gestik den Zeigefinger gen Himmel, ganz Koller'scher Ufornaut) oder auch eine jüngere Generation wie Slaven Tolj, der 2007 ganz clean und straight als „Patriot“ die ideologische Gestik durchexerzierte, die in Österreich teils verboten ist.

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