Über 20.000 fundamentalistische Christen fordern von Netflix die Einstellung von „Good Omens“. Die Serie handelt von einem Engel, der sich mit einem Teufel verbündet – und stammt aus dem Hause Amazon.
Es ist eine der gewitzteren Serien dieser Tage und so britisch, wie das wohl nur die BBC hinbekommt: In „Good Omens“, basierend auf dem Buch von Neil Gaiman und Terry Pratchett, lernen wir Engel Aziraphale (Michael Sheen) kennen, der eine Vorliebe für Austern hat und gern im Ritz speist, und den Dämon Crowley (David Tennant), der sich hin und wieder dazugesellt. Eigentlich sollten die beiden ja verfeindet sein, aber weil sie seit Anbeginn der Zeit, also seit etwa 6000 Jahren, als Botschafter des Himmels bzw. der Hölle auf der Erde die Stellung halten, haben sie einander lieb gewonnen. Und irgendwie auch die Menschen, deren Existenz bedroht ist: Armageddon soll kommen. Sowohl die Belegschaften des Himmels als auch der Hölle freuen sich schon auf den letzten Kampf.
Gott ist eine Frau
Das war einer fundamentalistischen christlichen Gruppierung in den USA denn doch zu blasphemisch, sie startete eine Online-Petition, die binnen Kurzem 20.000 Unterschriften sammelte. „Good Omens“ stelle einen weiteren Schritt auf dem Weg dar, den Satanismus als akzeptabel, ja normal erscheinen zu lassen, schreibt die Gruppe auf ihrer Website. Die Serie verhöhne Gottes Weisheit, und der Antichrist werde als ganz normales Kind porträtiert, das keine Lust hat, die Welt zu zerstören: „Die Serie leugnet, dass es Gut und Böse gibt, Moral und natürliche Gesetze existieren nicht, nur Humanitarismus und letztlich sinnlose Glaubensbekenntnisse. Wir können nicht still bleiben, wenn die Barriere der Angst, die wir immer noch vor dem Teufel haben, zerstört werden soll.“ Außerdem sei Gott in der Serie eine Frau.
Deshalb forderte die Petition von Netflix, „Good Omens“ einzustellen. Neil Gaiman, der die Serie für Amazon entwickelt hat, reagierte auf die Petition mit einem Tweet: „Ich finde es großartig, dass sie an Netflix schreiben wollen. Sagt doch wirklich alles. Das ist so schön. Versprecht mir, dass ihr es nicht weitersagt.“ Irgendjemand hat die Initiatoren denn doch auf ihren Irrtum aufmerksam gemacht, mittlerweile wurde der Fehler berichtigt.
Return to Order ist eine christliche Gruppe rund um John Horvat II., Vizepräsident der Gesellschaft für Tradition, Familie und Eigentum, die auch einen deutschen Ableger hat. In seinem Buch „Return to Order“ verspricht er die „moralische Lösung der ökonomischen Krise“. (best)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2019)