Der Letzte dreht das Licht ab

People walk under stands with balloons placed along the former Berlin Wall location at East Side Gallery in Berlin
People walk under stands with balloons placed along the former Berlin Wall location at East Side Gallery in Berlin(c) REUTERS (Hannibal Hanschke)
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Ostdeutschland hat aufgeholt, doch 30 Jahre nach dem Mauerfall gibt es ein Problem. Neue Fassaden, alte Menschen: Die demografische Krise gefährdet die Zukunft der Region.

Im Osten Ostdeutschlands, also gleich an der polnische Grenze, liegt der Landkreis Spree-Neiße. Im Jahr 2035 werden hier auf eine Geburt vier Beerdigungen folgen – einmal Glück, viermal Trauer sozusagen. Die düstere Prognose stammt vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Und sie liefert einen Teil der Erklärung, warum im Landkreis Spree-Neiße die rechtspopulistische AfD triumphiert, also rund 30,9 Prozent der Stimmen bei der EU-Wahl geholt hat.

Um die Zahl 30 kreist auch ein Jubiläum in diesem ostdeutschen Wahljahr: Vor drei Jahrzehnten fiel die Mauer. Die Mangelwirtschaft der DDR ist schon eine Generation lang überwunden, niemand muss noch zehn Jahre auf ein Auto warten, das dann, bei allem Kultstatus, nur ein Trabi ist. Südfrüchte sind nicht mehr rar. Der Wohlstand hat sich jenem Westdeutschlands angenähert. Bei den Löhnen, bei der Produktivität, bei der Wirtschaftskraft: Überall hat der Osten aufgeholt. Zwei Billionen Euro pumpte die Republik dazu in den Aufbau Ost. Was für ein Kraftakt! Und doch hat eine gläserne Decke die alte Mauer ersetzt.

Die große Aufholjagd scheint vorerst zu Ende. Die Wirtschaftskraft pro Kopf liegt bei 73 Prozent des Niveaus im Westen. Sachsen könnte bis 2035 noch aufholen. Der Rest muss froh sein, wenn er den Abstand hält. Nur eine kleine Minderheit der Ökonomen rechnet noch damit, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse tatsächlich angleichen werden.

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