Licht aus, sofort

Ab Mitte Juni bis höchstens Mitte Juli fliegen die Glühwürmchen.
Ab Mitte Juni bis höchstens Mitte Juli fliegen die Glühwürmchen.(c) REUTERS (EDGARD GARRIDO)
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Gartenbeleuchtung und Lichtverschmutzung sind nicht nur der Glühwürmchen großer Feind.

Mittsommer ist es schon wieder, man glaubt es kaum. Tempus fugit. Sommersonnenwende und Johannistag. Die Nächte werden länger, das Johanniskraut blüht, die Johannisbeeren stehen vor der Ernte und die Johanniskäfer, also die Glühwürmchen, geistern durch die Finsternis. In halbwegs unberührten Gegenden irrlichtern sie in bezaubernden Schwärmen durch die Nacht. Ein faszinierendes Spektakel, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Hinaus, hinaus mit euch! Der Zauber ist bald wieder verflogen. Höchstens bis Mitte Juli fliegen sie, die grün leuchtenden Käferchen.

Zwei bis drei Jahre dauert es, bis sich die Glühwürmchenlarven verpuppen und binnen einer Woche zum Käfer werden. Vorher fressen sie bevorzugt unser aller verhassten Gartenfeind, die Schnecke. Doch jetzt geht alles schnell. Die Männchen fliegen, senden Lichtsignale, suchen nach den ebenfalls leuchtenden Weibchen. Sobald die Eier gelegt sind, sterben die Leuchtkäfer ab.

Die Schweiz hat das Glühwürmchen heuer zum Tier des Jahres erklärt. Weltweit gibt es an die 2000 Arten, doch die Vernichtung ihres Lebensraums setzt den hierzulande heimischen Großen und Kleinen Leuchtkäfern sowie den Kurzflügelleuchtkäfern massiv zu. Waldränder, Feuchtwiesen und Gebüsch sind ihr Lebensraum. Pestizide, supergepflegte Gärten, vor allem aber die Untugend, alles nächtens zu erleuchten, sind ihr Untergang.

Dreht die Gartenbelichtung ab, sofort! Das Licht verstört insbesondere die männlichen Käfer und auch die Larven sowie alles andere Nachtgetier. Schmeißt alle Chemie, Pestizide wie Kunstdünger in die Sondermüllcontainer. Düngt mit Kompost, lasst ein paar Quadratmeter Blumenwiese stehen. Nehmt eure Kinder an die Hand und geht mit ihnen durch laue Glühwürmchennächte. Nur was man kennt, wird man lieben und schützen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2019)

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