Hongkong: Der Jugendaufstand gegen die Kommunisten

(Meist) jugendliche Demonstranten blockieren eine Hauptstraße in Hongkong.
(Meist) jugendliche Demonstranten blockieren eine Hauptstraße in Hongkong.(c) REUTERS (TYRONE SIU)
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Peking kann nach heftigen Protesten von vor allem Schülern und Studenten ein umstrittenes Gesetz in Hongkong nicht erzwingen. Der Widerstand soll dennoch weitergehen.

Die rote Fahne nur zerknüllen und auf den Boden schmeißen? Das wäre kein ausreichend starkes Signal gewesen, fand Tony Chung (18), und zerbrach gleich auch noch die Fahnenstange, die er einem Peking-freundlichen Gegendemonstranten im Mai bei Zusammenstößen entrissen hatte. Jemand filmte die Szene auf Video.

Der Hass auf alle Symbole des Regimes ist in Hongkong groß. Und die Fahne Chinas nimmt dabei die zentrale Stellung ein. Hongkong gehört jedoch zu China, wenn auch als Sonderverwaltungszone. Von der Peking-feindlichen Bewegung wird Tony nun zwar gefeiert, bekommt aber Ärger mit der Polizei. Sie stand am nächsten Morgen vor der Tür und nahm ihn fest. Doch: „Der Kampf lohnt sich“, sagt er heute. „Unsere Zukunft steht auf dem Spiel.“

Die Zukunft – darum geht es. Die jungen Leute der Wirtschaftsmetropole spüren, dass sie an der Front eines epischen Konflikts zwischen Freiheit und Unterdrückung stehen. Deshalb wollen sie ihren Kampf fortsetzen. „Bis wir echte Demokratie haben“, sagt Bonnie Leung (32), eine der Organisatorinnen der jüngsten Demos. Tatsächlich hat Hongkongs protestierende Jugend Bemerkenswertes erreicht: Das Stadtparlament hatte ein Gesetz beschließen sollen, das die Auslieferung verdächtiger Personen an China erlaubt. „Das würde unseren Rechtsstaat untergraben“, sagt Leung. „Niemand hätte sich mehr sicher fühlen können.“ Nun ist das Gesetz vorerst vom Tisch. Doch der Bewegung reicht das nicht. Sie will, dass Verwaltungschefin Carrie Lam den Gesetzesentwurf auch formell zurückzieht und zurücktritt. Langfristig gesehen wollen sie freie Wahlen. Hongkongs Parlament ist heute zur Hälfte mit Peking-freundlichen Scheinabgeordneten besetzt.

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