Es waren emotionale Szenen, wie man sie in der Politik selten sieht.
Es waren emotionale Szenen, wie man sie in der Politik selten sieht. Da stand die grüne Wiener Vizebürgermeisterin und Stadträtin, Maria Vassilakou, mit Tränen der Rührung auf dem Podium und rang um ihre Fassung. Und direkt vor ihr spendeten Hunderte Grüne frenetisch Applaus und Standing Ovations. Fast hätte man glauben können, nach Sebastian Kurz werde nun Maria Vassilakou in Form eines Segensgebets nahezu heiliggesprochen.
Auf dem Parteitag der Wiener Grünen bekam man den Eindruck: Hier wird die beliebteste Parteichefin in der Geschichte verabschiedet. Ein Abschied, der allen das grüne Herz bricht.
Für Maria Vassilakou mag das eine Genugtuung sein. Es kann aber nicht vergessen machen, wie die Partei mit ihrer Frontfrau in den vergangenen Jahren umgegangen ist. Denn bei allen Fehlern Vassilakous: Die eigene Frontfrau öffentlich zu demontieren (Stichwort: Heumarkt) ist kein guter Stil. Ihren Abschied zu erzwingen und dann Tränen zu zerdrücken, wie es nicht wenige Vassilakou-Gegner am Samstag taten, auch nicht. Wie war das noch schnell mit dem Krokodil und seinen Tränen? STU
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2019)