Vonovia-Chef kritisiert Berliner Mietendeckel scharf

Der Berliner Senat will die Mieten für gut 1,5 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt für fünf Jahre einfrieren
Der Berliner Senat will die Mieten für gut 1,5 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt für fünf Jahre einfrierenAPA/dpa/Angelika Warmuth
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Der geplante Mietendeckel in Berlin stelle vor allem Wohnungsgenossenschaften vor Probleme. Sie könnten sich Neubauten nicht mehr leisten, warnt der Chef des größten deutschen Wohungsvermieters.

Die geplante Begrenzung von Mieterhöhungen in Berlin wird nach Ansicht des größten deutschen Wohnungsvermieters die Sanierung von Gebäuden verhindern. "Der Vorteil ist minimal, die Nachteile sind immens", sagte der Vorstandschef von Vonovia, Rolf Buch, am Montagabend in München.

Vor allem die vorgesehene Genehmigungspflicht von Sanierungen, die zu Mietsteigerungen von mehr als 50 Cent pro Quadratmeter führten, sei kontraproduktiv. Die Prozedur werde die kommunalen Behörden absehbar überfordern. Damit unterblieben vor allem nötige energetische Sanierungen, wie sie etwa bei Vonovia im Durchschnitt zu einer um 1,52 Euro je Quadratmeter erhöhten Miete führen, und der altersgerechte Umbau. "Das wird jetzt in Berlin beendet werden. Damit wird Berlin der Umweltsünder Nummer eins in Deutschland", so Buch.

Der Berliner Senat will die Mieten für gut 1,5 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt für fünf Jahre einfrieren, um dem rasanten Anstieg der Wohnkosten Einhalt zu gebieten. Im Vorfeld war eine Debatte über Enteignungen privater Wohnungsgesellschaften entbrannt. Der geplante Mietendeckel stelle vor allem Wohnungsgenossenschaften vor Probleme, die sich nicht wie Vonovia über den Kapitalmarkt finanzieren könnten, warnte Buch. Sie könnten sich Neubauten - auf die die Stadt hofft - damit nicht mehr leisten. Bei stagnierenden Mieten bleibe ihnen nur, den Instandhaltungsaufwand zu drosseln - zum Nachteil der Wohnqualität. Es drohe eine Abwärtsspirale.

Regulierung grundsätzlich sinnvoll

Finanziell werde Vonovia unter dem Mietendeckel nicht leiden, sagte der Vorstandschef. "Für uns ist das irrelevant. Ich muss meine Guidance dafür nicht ändern." Nur zehn Prozent der 400.000 Vonovia-Wohnungen lägen in Berlin. "Da werden Mittel frei. Die kann ich auch in Schweden investieren." Der Konzern expandiert in das skandinavische Land, weil in Deutschland und Österreich kaum noch große Wohnungspakete zum Verkauf stehen.

"Unsere Priorität ist nachzuweisen, dass wir das außerhalb Deutschlands wiederholen können, was wir hier geschafft haben", sagte Buch. Vonovia halte auch im Inland weiter Ausschau nach möglichen Übernahmen. Große Potenziale sehe er aber im Moment nicht. Der Vormarsch in weitere Länder sei vorerst nicht geplant. "Wir machen jetzt erst mal Schweden."

Eine Regulierung des Mietmarktes sei grundsätzlich sinnvoll, betonte der Vonovia-Chef. "Sie können den Wohnungsmarkt nicht ganz dem freien Markt überlassen." Vonovia schätze regulierte Märkte, weil sie große Preisausschläge nach oben und unten verhinderten. Buch forderte die Kommunen auf, die Einhaltung der Vorschriften - etwa der Mietpreisbremse - mehr zu kontrollieren. "Viele halten die Gesetze einfach nicht ein. In Berlin ist fast jedes Angebot außerhalb des Gesetzes."

(APA/Reuters)

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