Olympia: Die Rückkehr zur Wurzel des Wintersports

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Mailand und Cortina d'Ampezzo wollen mit den Winterspielen 2026 neue Impulse für Italien setzen, der legendäre Wintersportort und auch Antholz erhoffen sich wichtige, vor allem nachhaltige Tourismus-Inputs.

Mailand. Nicht nur James Bond wusste die atemberaubende Kulisse der Dolomiten zu schätzen. „In tödlicher Mission“ sprang Roger Moore von der Schanze in Cortina d'Ampezzo und befuhr Pisten des legendären Wintersportortes, in dem 1956 Winterspiele ausgetragen wurden. 2026 wird das olympische Feuer wieder die „Königin der Alpen“ erleuchten: Mit Mailand hat Cortina den nächsten Olympia-Zuschlag bekommen.

Mit urbaner Modernität auf der einen und spektakulärer Natur auf der anderen Seite hat sich Italien gegen den einzigen Mitbewerber, Stockholm, durchgesetzt. Ideen von Innsbruck oder Graz platzten, Bürgerinitiativen in Sion und Calgary torpedierten weitere Schritte in Richtung der fünf Ringe. Kostenfragen, Gigantismus und Sicherheitsfragen überwogen, doch mit der Rückkehr in eine klassische Wintersportnation versucht das IOC, die dringend nötige Kurskorrektur im Hinblick auf Ausgaben (Italiens Etat beträgt 1,4 Milliarden Euro) und Nachhaltigkeit nicht nur zu proklamieren, sondern auch umzusetzen.

Weite Distanzen als Manko

Europa rückt damit wieder in den Blickpunkt der Olympier, die zuletzt das Spiele-Franchise vorrangig im asiatischen Raum vorantrieben. Nach Paris 2024 (Sommer) stehen 2026 Mailand und Cortina im Rampenlicht. Mit der Ausrichtung der Expo 2015 hat die Modemetropole bewiesen, dass sie von Großevents profitieren und Touristenmassen anlocken kann. Hier werden neben der Eröffnungsfeier die Bewerbe im Eiskunstlauf und Eishockey stattfinden. Auch ein olympisches Dorf soll gebaut werden. Betont erden Begriffe wie Öko und preisgünstig, nach den Spielen werden die Wohnungen verkauft. Nördlich von Mailand, in Bormio und Livigno, kämpfen Skifahrer und Snowboarder um Medaillen. In Cortina, wo 2021 die Ski-WM stattfindet, fahren die Damen Ski.

Auch Südtirol wird erstmals ein Olympia-Schauplatz sein, in Antholz sind die Biathlon-Bewerbe geplant. Die Stadt ist 2020 bereits Veranstalter der Biathlon-WM, und auch die Spur, die mit Loipen in Val di Fiemme bzw. Schanzen in Predazzo längst gezogen worden ist, ist nachvollziehbar. Es müssen nur wenige Anlagen neu gebaut werden, es soll ein kostensparendes Projekt sein. Dass die Distanzen sehr weit sind, mitunter 400 Kilometer lang, ist das einzige Manko dieser Spiele. Das verlangt enorme Transportlogistik.

Angst vor Kostenexplosion

Die ausrichtenden Regionen Lombardei und Venetien sind finanziell und organisatorisch zweifellos in der Lage, die Spiele zu einem Spektakel zu machen. Auch die Region Trentino-Südtirol kann das. Sie sind das Dreigestirn der reichsten, effizientesten Regionen Italiens und pochen auf mehr Autonomie von Rom. Arbeitsplätze, neue Straßen, bessere Infrastruktur, mehr Tourismus, Italien erhofft sich von Olympia viele neue Impulse. Doch die Kritik an diesem Projekt will nicht verstummen: Man befürchtet weiterhin eine Kostenexplosion. (red./fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2019)

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