Vorwürfe gegen Union Höherer Schüler: Demütigung, Schlafentzug und Bespitzelung

Symbolfoto: Tafel in Schule
Symbolfoto: Tafel in SchuleClemens Fabry
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Anonyme Informanten berichten laut „Standard“ von befremdlichen Schulungsmethoden. Die ÖVP-nahe UHS weist Vorwürfe als "haltlos" zurück.

Befremdliche Schulungsmethoden sollen laut einem Bericht des "Standard" (Mittwoch-Ausgabe) auf Klausuren der ÖVP-nahen Union Höherer Schüler (UHS) in Oberösterreich zur Anwendung gekommen sein: Von Demütigungen und Schlafentzug ist ebenso die Rede wie von Bespitzelung. Die UHS wies die Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme als "haltlos" zurück.

In dem Bericht ist unter Berufung auf ehemalige UHS-Funktionäre von stundenlangem Redetraining, bei dem man mit Bällen beworfen, beleidigt und angeschrien werde, die Rede, ebenso davon, dass Leute mit Klebeband eingewickelt oder mit Nuss-Nougat-Creme beschmiert worden seien. Bei Klausuren vor der Wahl zur Landesschülervertretung 2018 sei es zudem zu "massivem strategischem Schlafentzug" gekommen. "Wir mussten bis in die Morgenstunden unsere Reden halten und stundenlang stehen. Sie haben uns ins Bett geschickt und eine Stunde später wieder aus dem Schlaf gerissen", wird eine anonyme Informantin zitiert. Ihr sei schließlich sogar das verschreibungspflichtige Medikament Ritalin angeboten worden.

Aber auch von einer regelrechten Bespitzelung von Schülersprechern ist die Rede. So seien allein in einem Jahr persönliche Informationen zu mehr als 370 Personen auf einer zentralen Plattform gesammelt und zur Koordination im Wahlkampf verwendet worden. Eine ehemalige Funktionärin behauptet, nach ihrem Ausstieg hätte die UHS illegal auf ihren E-Mail-Account bei der offiziellen Landesschülervertretung zugegriffen, um eine Mail abzufangen. Sie habe deswegen bereits ihren Anwalt eingeschaltet.

Laut einem Gesprächsleitfaden, der u.a. zeigt wie man mit Schulsprechern in Kontakt kommt, solle das Naheverhältnis der Schülerunion zur ÖVP abgestritten werden, dabei ist die Adresse der UHS sogar jene der ÖVP-Parteizentrale in Linz.

"Eindeutig wahltaktisches Manöver"

In dem Bericht werden Landesobmann Benedikt Neuhuber und Landesgeschäftsführer Florian Berger explizit als zwei von jenen genannt, von denen diese übergriffigen Methoden ausgegangen seien. Bei der UHS wollte man zu den Vorwürfen am Mittwoch auf APA-Anfrage nur schriftlich Stellung beziehen: "Die UHS OÖ distanziert sich mit aller Klarheit von diesen lächerlichen Vorwürfen, wie z.B., dass Ritalin ausgegeben wurde, es interne Plattformen gibt oder auf Seminaren Teilnehmer schikaniert werden. Wir können für uns ausschließen, dass Handlungen gegen den Willen von Teilnehmern stattgefunden haben", so Neuhuber in der übermittelten Erklärung. Die Schilderungen hätten "in der dargestellten Form nicht stattgefunden" und würden bewusst verzerrt dargestellt.

Zwar sei es "selbstverständlich" ein Anliegen der UHS einen Landeschülervertretungs-Wahlkampf zu führen und Wahlwerbung zu betreiben. Speziell in den letzten Wochen des Wahlkampfes würden Seminare angeboten und die rhetorischen Fähigkeiten trainiert. Aber die "unhaltbaren Vorwürfe" in dem Bericht würden offenbar gezielt vor der Landesschülervertretungswahl in Oberösterreich lanciert, sieht Neuhuber ein "eindeutig wahltaktisches Manöver". Denn derartige Vorwürfe seien bereits seit mehreren Wochen in Oberösterreich bekannt. "Sie werden von einer Person erzählt und erhoben, die nach der diesjährigen Funktionsperiode für die UHS OÖ bei dieser LSV-Wahl nicht mehr kandidieren wird", behauptet Neuhuber und sieht darin ein mögliches Motiv. Man behalte sich jedenfalls rechtliche Schritte vor.

(APA)

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