Bilder von Toten, alleingelassene Kinder, überfüllte Aufnahmezentren: Die Situation an der US-mexikanischen Grenze ist außer Kontrolle. Die Politik ringt um eine Lösung, bisher ohne Erfolg.
New York. Ein Vater mit seiner knapp zweijährigen Tochter, eng umschlungen, tot am Ufer des Rio Grande treibend; Berichte von traumatisierten Kleinkindern, die ohne Eltern, ohne Windeln und ohne fließendes Wasser wochenlang in Grenzstationen festsitzen; und eine Grenzschutzbehörde, die die Situation nicht unter Kontrolle zu bringen scheint. Etwaige Zweifel daran, dass die Lage an der Grenze zwischen Mexiko und den USA im Argen liegt, wurden in den vergangenen Tagen endgültig ausgeräumt.
Es kann so nicht weitergehen, da sind sich alle einig, von Präsident Donald Trump über den von den Konservativen dominierten Senat bis zum Abgeordnetenhaus, in dem die Demokraten die Mehrheit halten. Einzig: Die Lösungsansätze klaffen weit auseinander. Wie das seit Monaten andauernde Migrationsdrama gelöst werden soll, steht in den Sternen. Solange sich die Politik nicht einig wird, werden weiterhin Menschen sterben. Viele sprechen von einer ausweglosen Situation.
144.000 Flüchtlinge im Mai
Seinen Ursprung hat das Problem in Zentralamerika, von wo sich so viele Flüchtlinge wie seit Jahrzehnten nicht mehr in Richtung USA aufmachen. Die Zahl der Ankömmlinge stieg im Mai auf 144.000, der höchste Wert seit 13 Jahren. 133.000 Menschen wurden von den Beamten in Auffanglager zugelassen, sie warten gemeinsam mit Hunderttausenden anderen auf ihr Asylverfahren. Im Vergleich zur Welle in den 2000er-Jahren befinden sich darunter viele Minderjährige. Waren es einst vor allem junge Männer aus Mexiko, die ihr Glück versuchten, sind es nun zu 60 Prozent Familien mit Kindern.